[Wird ja auch Zeit.]
[Teil 1 hier, jetzt auch mit Bildern]
 
Der nächste Tag der Konferenz bestand eher aus Vorträgen zur Zusammenfassung des letzten Tages (wie Projekte angehen, wie mit wem kooperieren, Do’s and Don’ts bei Anträgen etc.). Und Kaffeepausen natürlich. Glücklicherweise. Die Nacht war kurz, und ich war froh, ein wenig Koffein einschieben zu können (Kaffee! Ich!).
Predrag hatte an diesem Tag seine Schwester (Svetlana) mitgebracht; ich hatte allerdings nicht allzu viel Zeit, mich mit den beiden zu unterhalten, da mein Vortrag am Vortag anscheinend ganz gut gewirkt hatte 😉 . Diesmal war es also hauptsächlich Business Talk. Ich hab jedenfalls einen Haufen „Nacharbeit“ mit nach Deutschland gebracht; mehr als erwartet, um ehrlich zu sein. Bin gespannt, was dabei raus kommt.
 
Die Konferenz sollte nach dem Mittagessen vorbei sein, aber ich hatte noch eine Verabredung mit Željko Ðurovič, seines Zeichens Professor an der Uni Belgrad und mit meinem Chef bekannt durch eine ähnliche Gelegenheit wie jetzt. Željko hatte auf der Konferenz auch einen Vortag, daher haben wir uns in ner Kaffeepause getroffen und und geeinigt, nach dem Mittagessen rüber zur Uni zu gehen. Das „Mittagessen“ (Fingerfood) war an diesem Tag übrigens verspätet, weil der Catering-Service im Verkehr feststeckte. Außerhalb der Rush Hour ist das wohl eine ungewöhnliche Sache in Belgrad (mir kam der Verkehr auch nicht allzu schlimm vor), aber zeitgleich mit mir befand sich Joe Biden, bekannt als Vizepräsident der US of A, in der Stadt (wie es übrigens auch Depeche Mode getan hätten. wenn Mr. Gahan nicht krank gewesen wäre. Mein Glück, sonst wäre der Rest nämlich auf Konzert gewesen). Das hat für ein paar Straßensperren gesorgt.

Ursprünglich (vor der Reise) war ich recht wenig davon begeistert gewesen, „to spend the afternoon in the labs“, wie es in der Einladung geheißen hatte, da ich befürchtet hatte, dass das so ein dröger Pflichttermin werden würde, bei dem man alles mögliche mittelmäßig interessante vorgeführt bekommt; zumal ich eigentlich auch etwas von der Stadt sehen wollte, wenn ich denn schonmal da bin. Jetzt hatte ich aber am Vorabend schon Gelegenheit, die Stadt zu sehen, und Željko erwies sich als sehr sympathischer Gesprächspartner.
Wir gingen nach dem Essen zu Fuß zum Fakultätsgebäude, ein ungefähr 15-minütiger BelgradSpaziergang. Ich hätte den Vorschlag, Tasche und Jackett vorher noch zum Hotel zu bringen sollen (5 Fußminuten vom Austragungsort der Konferenz entfernt) annehmen sollen. Jackett anziehen ging gar nicht (>30°, pralle Sonne), also musste ich es über den Arm bzw. die Schulter legen, und die ganze Zeit die Tasche zu tragen war auch eher nervig.
Angekommen am Fakultätsgebäude haben wir uns kurz unterhalten, und gewartet, dass mein Äquivalent in Željkos Team zu uns stieß; und dann haben wir uns das Gebäude angeguckt. Ein verhältnismäßig altes Gebäude (aus dem Jahre 1917 oder drum herum), das ein starkes Feuerzangenbowlen-Flair versprüht. Knarzende Holzbänke in den Hörsälen mit Kreidetafel, große, hohe geflieste Flure mit allerlei Aushängen, in der Mitte eine große Aula (Аула – wieder ein identisches Wort) mit großen Treppen, und sehr viele Studenten. Ich bin froh, in einem neuen, modernen Gebäude studiert zu haben, aber das hier hätte auch was gehabt. Danach haben wir uns noch das Labor (Elektrotechnik – für mich leider wenig interessant) und die Computerräume samt dem Rechencluster angeguckt (schon eher interessant). Computer heißt auf serbisch übrigens Рачунар/Računar, direkt übersetzbar mit -na?- Rechner.
[Nur so am Rande: auf dem Durchgang wurde mir dann ein weiterer Mitarbeiter vorgestellt, der von allen Serben, die ich bis dato kennengelernt habe, der einzige ist, dessen Nachname nicht auf „-ič“ endet. Und ich habe viele Serben kennengelernt. Effekt von dieser Namensgebung ist, dass mir während des gesamten Aufenthaltes in Belgrad schlechte Witze vom Schlage „Iči und Scratchy“ oder „I’ve got an ič on my back“ durch den Kopf geisterten.
Ähm, ja. Zurück zum Text.]

Nach der Besichtigungstour hab ich mich mit Željko in ein Café (Кафе/Kafe) bzw. Biergarten gesetzt und dann bei ein, zwei Bierchen ein zweieinhalbstündiges angeregtes Gespräch über Gott und die Welt* und weiteres geführt. Währenddessen hat mit er auch erzählt, warum jeder, wirklich jeder, mit dem ich gesprochen hatte, sofort wusste, wo mein Hotel ist: bis vor ein paar wenigen Jahren war vor dem Hotel bzw. im angehörigen Restaurant der Hauptaufsammelpunkt für Damen mit eher horizontalem Hauptberuf. Na dann. Beim Thema Bierchen lässt sich übrigens anführen, das serbisches Bier (Jelen Pivo und Lav Belgradhab ich probiert) durchaus gut trinkbar ist. Am Ende vom Besuch hat Željko mich noch zum Hotel gefahren; es war dann kurz vor 6 und ich hatte doch noch die Möglichkeit, Belgrad bei strahlend blauen Himmel zu erkunden (und zu fotografieren, natürlich).
 
BelgradBei angenehmen Licht sieht Belgrad nochmal einladender aus. Ich bin ein wenig durch die Innenstadt und ein paar Seitenstraßen (abseits der Touristen wird’s immer „echter“) geschlendert, und dann wieder am Kalemegdan und der Festung gelandet. Der Park ist wirklich gemütlich, es stehen viele Statuen dekorativ in der Gegend rum, sehr strukturiert angelegte Bereiche wechseln sich mit verschlungenen Wegen ab, es gibt sehr viele Bänke, und die Tatsache, dass es recht hügelig ist, verleiht dem Ganzen noch einmal eine besondere Note. Man trifft vor allem im Teil in der Festung immer wieder auf Stellen von denen man einen tollen Ausblick auf Save, Donau und Große Kriegsinsel hat. Es ist wenig verwunderlich, dass der gesamte Park von einer Vielzahl Pärchen besucht wird, die sich auf Bänken oder Mauern niederlassen.

BelgradBelgradBelgrad

BelgradIrgendwann, nachdem auch ich mich etwas längere Zeit auf ner warmen Mauer niedergelassen und die Abendsonne genossen hatte, hab ich den Plan, ans Flussufer zu kommen, nochmal aufleben lassen. Also durch ein Tor einen steilen Weg runter, dann nochmal quer durch den Park der „Niederstadt“, über ne Straße, Belgradeinen Trampelpfad über die Bahngleise, und schon stand ich am Ufer.
Ich muss gestehen, dass ich nach dem eher ernüchternden ich-suche-das-Ufer-Erlebnis vom Vortag eine Industriehafen oder ähnliches erwartet hätte. Aber nein – ich stand an einer schön ausgebauten Uferpromenade, gesäumt von Restaurant und Cafés. Schwimmenden Restaurants und Cafés.
BelgradGenerell ist vor allem das Saveufer gesäumt von kleineren Schiffen, Bötchen und vor allem Flößen, auf denen sich kleine Häuschen oder eben Cafés und Bars befinden. Die Save ist ein sehr ruhiger Fluß, auf dem auch nicht viele Schiffe fahren, die nennenswerten Wellengang verursachen könnten. Die ganze Umgebung vermittelt eine sehr ruhige, gemütliche Atmosphäre.
BelgradBelgrad

Ich bin ein wenig die Promenade entlangpromeniert, und da ich langsam ein wenig sehr viel Hunger bekam, hab ich ein bis zwei Augen auf die anliegenden Restaurants geworfen. Mir stand leider bevor, alleine zu futtern, weil mein Hotelgenosse anderweitig beschäftigt war und Konsorten auch erst später abends Zeit hatten. Leider war das einzige wirkliche Restaurant, dass schon aufhatte, ein Fischrestaurant, und Fisch gehört zu den Dingen, die ich zwar gelegentlich esse, aber nicht wirklich gerne. Und schon gar nicht gehört Fisch zu den Dingen, für die ich wirklich Geld ausgeben möchte. BelgradNach ein bisschen gucken bin ich dann bei einer schwimmenden Bar gelandet, die auch Essbares auf ihrem Schild anbot. Es war noch ein Tisch direkt an der Reling mit Blick über die Donau frei, den ich okkupierte. Aussichtstechnisch eine sehr gute Entscheidung, bedienungstechnisch nicht so sehr. Ich hatte jedenfalls ausgiebig Zeit, die Karte zu studieren. Und dabei festzustellen, dass ich dann doch nicht da essen wollte, weil das eher Snacks als eine Mahlzeit waren, und sowas hatte ich schon Mittags. Allerdings hatte ich großen Bedarf nach einem Getränk, also bin ich erstmal geblieben. Als nach gefühlten 15 bis 30 Minuten die Bedienung auch mal kam, durfte ich feststellen, dass der Eistee, den ich eigentlich haben wollte, sich lediglich auf der BelgradKarte, jedoch nicht im Vorrat befindet; und da ich kein weiteres Bier auf nüchternen Magen trinken wollte und keinen Bock auf Wasser hatte, hab ich mich für durchsichtige Zuckerplörre a.k.a. Sprite entschieden. eine fototechnisch gute Entscheidung, wie sich rausstellen sollte 😉 .
 
Gegessen hab ich dann in einem Restaurant auf der Festung. Auch wenn zu erwarten war, dass das eher teuer werden würde; bis zum Skadarlija wäre es noch mindestens einen halbe Stunde Fußmarsch gewesen, und in der Innenstadt würde ich die Restaurants auf ähnlichem Preislevel erwarten. Dann doch lieber mit Atmosphäre. Es stellte sich als ganz gute Entscheidung heraus, denn wirklich teurer als der Rest war es nicht, dafür hatte es Kellner, die a) hervorragend Englisch sprachen und b) zur Stelle waren, wenn man nur den Blick entsprechend hob. Diesmal gab es ein noch besseres Steak als zwei Tage vorher, zusammen mit einem serbischen Salat mit Schafskäse und Peperoni. Zufriedenheit: hoch. Die doch eher langweilige Wartezeit hab ich mir zum Glück damit vertreiben können, mein Notizbüchlein zu füllen. Gute Sache, das immer dabei zu haben.
 
Auf dem Weg zurück zum Hotel hab ich dann ne SMS von Predrag mit Uhrzeit und Treffpunkt gekriegt, so dass ich im Hotel nur kurz mein Fotoequipment ablegen und dann direkt wieder aufbrechen konnte.
Diesmal war Svetlana dabei, Danjela und Marco(?) sollten später dazustoßen. Erste Station des Abends war ein neues alternatives Kulturzentrum namens Град/Grad, bzw. „The City“, eine (von Freuden von Predrag & Co) umgebaute BelgradFabrikhalle mit Bar, 70er-Jahre-Möbeln und Lichtinstallationen sowie einer Galerie im ersten Stock. Hat mich sehr an das Kult 41 in Bonn erinnert. In diesem Laden sollte ein Konzert von einer slowenischen Band stattfinden, mit Freunden von meinen Gastgebern als Vorband. „Gastgeber“ ist übrigens wörtlich zu nehmen; sie haben es nicht zugelassen, dass ich auch nur ein Getränk selber bezahle. War mir ein bisschen unangenehm, aber nett 😉 .
Die Vorband war laut. Die Musik, wenn ich sie denn in eine Schublade packen sollte, würde ich als Industrial Noise-Hardcore bezeichnen. Wabernde, stampfende Krach- und Klangwände, aus denen hin und wieder eine Songstruktur und Melodie hervorlugte, um gleich wieder verschluckt zu werden. War ganz interessant, muss ich mir aber nicht zwangsweise privat anhören. Wegschalten würde ich aber wohl auch nicht. Die Vorband war relativ schnell durch, da eine Bassaite gerissen und kein Ersatz vorhanden war („technical difficulties“).
In der Zwischenzeit haben Danjela und Marco zu uns aufgeschlossen, dann kam dann die Hauptband. Bei der Musikbeschreibung würde ich „Industrial“ und „Hardcore“ streichen und den Rest groß schreiben. Die Band bestand aus einem Schlagzeuger und einem Typen, der zwei Krachmacher bediente. Ich weiß nicht, was das für Geräte waren (ich tippe auf ne Art Synthesizer) aber es kam Krach in verschiedensten Ausprägungen heraus. Ich hab die Kamera mal für kurze Zeit mitlaufen lassen:


 
Man konnte sich zwar durchaus dazu (mehr oder weniger headbangend) bewegen (andere „Songs“ waren rhythmischer), aber irgendwann hatten wir dann doch mehr Lust auf Musik und uns aufgemacht zu einem Bootclub, der wohl ganz frisch neueröffnet hatte. Auch wieder ein alter Frachtkahn, wenn auch leicht anders aufgebaut auf dem Oberdeck. Da das Boot ein ganzes Stück weiter flußabwärts als das vom Vortag lag, hatte man vom Deck aus einen super Blick auf die Belgrader Altstadt. Bilder konnte man leider nicht machen, weil das Boot sich dann doch zu sehr bewegt hat. Deswegen hab ich ein Filmchen gemacht, mit dem netten Nebeneffekt, dass man was von der Musik mitbekommt.


 
Die Musik, die gespielt wurde, war zwar gut, aber ein ganze Stück langsamer. Super zum rumsitzen geeignet, aber nach rumsitzen war uns nich unbedingt,Belgrad deswegen sind wir weitergezogen zu dem Boot, auf dem wir auch schon am Abend vorher waren. Hat sich gelohnt: es lief durchaus tanzbare Musik, wesentlich besser tanzbar als am Tag vorher. Diesmal war es sogar so voll, dass auch das Oberdeck als (dicht gedrängte) Tanzfläche genutzt wurde. Wir hatten eine Menge Spass, und die vorherrschenden Temperaturen gepaart mit Enge und körperlicher Betätigung führten zu jeder Menge Schweißausstoß 😉 . Gegen halb Drei konnten wir dann einfach nicht mehr und haben uns auf den Rückweg gemacht.
BelgradBelgrad
Die Leute, mit denen ich unterwegs war. Linkes Bild is leider unscharf.

Ich bekam im Auto noch eine CD von Šaban in die Hand gedrückt, man tauschte nochmal Kontaktadressen aus, setzte mich kurz vor dem Hotel raus und das war’s dann auch schon mit Abenteuern in Serbien. Am nächsten Tag stand nur noch packen, Bus fahren zum Flughafen und Abflug an.
 
Dachte ich.
 
Diesmal hatte ich nicht den Fehler von der Anreise wiederholt, sondern alles Mögliche im Internet nochmal nachgeguckt (im Hotel gab’s freies WLAN) und aufgeschrieben. Wo die Bushaltestelle ist (um die Ecke), welche Busnummer ich nehmen muss, wann die Abfahrzeiten sind, wie lange die Fahrt dauert, sogar wo am Flughafen der Bus ankommt.
Also bin ich rechtzeitig und stressfrei aus dem Hotel los, so dass ich den Bus nehmen kann, der bequem vor Ende des Check-Ins am Flughafen ist. An der Bushaltestelle durfte ich dann feststellen, dass „Haltestelle“ etwas untertrieben ist. Das war ein kompletter Busbahnhof. Gut – dass es ein Knotenpunkt ist, wusste ich vorher, aber die Größe hatte ich doch unterschätzt. Zumal der Busbahnhof mehrere Ebenen hatte.
Nun denn, an den Haltestellen war immer brav ausgeschrieben, welche Linie da hält. Nur dass die 72, meine Linie, nirgends zu finden war. Aber klein Mo ist ja nicht doof, geht man halt am Schalter (Šalter auf serbisch) nachfragen. Schlecht, wenn die Person da kein Wort Englisch spricht. Gut, wenn man „Aerodrom Nikola Tesla“ am Flughafen aufgeschnappt hat. Sie schrieb dann eine Busnummer (72) und „Aerodrom“ auf eine Zettel und wies auf eine Haltestelle. Ich fragte (sprich: gestikulierte) zweimal nach, welche genau gemeint war, bis es wirklich eindeutig war. Ich ging dann da hin, stellte fest, dass die Liniennummer da auch nicht angezeigt wurde und wartete etwas unsicher auf den Bus (hatte noch etwas Zeit bis zur Abfahrt). Und – er kam. Auf der anderen Straßenseite.
 
Naja, wusste ich wenigstens, wo der Bus wirklich abfährt. Grund zur Panik war auch noch nicht, weil ich so geplant hatte, dass der nächste Bus (20 min später) mich auch noch rechtzeitig zum Flughafen bringen würde.
20 Minuten später: kein Bus.
25 Minuten später: kein Bus. Etwas Nervosität macht sich breit.
30 Minuten später: kein Bus. Es wird wirklich langsam knapp mit der Zeit, und ich entscheide mich, dass ich wohl oder über ein Taxi nehmen muss. Etwas, dass ich gerne vermieden hätte, weil mein Hotelpartner gesagt bekommen hatte, dass eine Fahrt zum oder vom Flughafen 50 Euro (also grob 5000 Dinar) kosten würde. Etwas, dass mit meinem Gewissen dem Arbeitgeber gegenüber aber auch mit den 1100 Dinar in meinem Portemonnaie nicht ganz vereinbar war. Aber half ja nix, musste jetzt halt. Also erstmal ein Taxi angehalten, und den Fahrer gefragt, ob er auch Kreditkarten nimmt. Die Antwort war ein „No“, gepaart mit einem was-stellst-du-dir-denn-vor-Gesichtsausdruck.
Also ab zur Bank, Geld mit Kreditkarte abheben (Hallo, liebe Gebühren). Hab vorsichtshalber 10000 Dinar draus gemacht, nicht, dass es am Ende nicht reicht. Dann filmreif ein Taxi gerufen und gesagt, dass ich ganz eilig zum Flughafen muss. Was auch ganz gut geklappt hat, nach 20 Minuten war ich da, wieder mit ordentlichem Zeitpolster.
Gekostet hat die Fahrt 1050 Dinar. Das hätte ich auch ohne abheben dabei gehabt, danke schön. Was mich in die Situation brachte, 10000 Dinar wieder loswerden zu müssen. In Deutschland geht das nämlich nicht. Die nette Dame am Check-In konnte leider auch mit dem Begriffen „Exchange Office“ oder „Money Exchange“ nichts anfangen. Aaaber ich hatte in Belgrad schon mehrfach festgestellt, dass die guten Büdchen auf Serbisch „Menjačnica“ heißen. Damit konnte sie was anfangen und hat mich in die richtige Richtung gewiesen. Das Geld konnte ich natürlich nicht vollständig zurücktauschen, weil die Wechselstube lediglich auf volle 10 Euro rausgab. Hab also grob 10 Euro Verlust gemacht bei der Aktion. Egal, Hauptsache rechtzeitig am Flughafen.
 
Später da sein wäre aber auch egal gewesen. Der Flug war es nämlich auch. Ich saß mit einigen anderen (nachher waren max. 20 Leute im Flieger) vor dem Gate, und stellte plötzlich fest, dass sich die Abflugzeit um 80 Minuten nach hinten verschoben hatte. Ohne Ansage. Okay, vielleicht hat es eine Ansage gegeben, aber der Lautsprecher war so kaputt, dass man noch nichtmal die Sprache der Ansagen herausfinden konnte. Mit dem Effekt, dass ich bei jeder „Durchsage“ auf den Monitor guckte, ob sich irgendwas verändert hatte. Irgendwann tat es das auch: Der Flug war wieder 40 Minuten nach vorne verlegt worden. Und etwas später passierte was weiteres: die Uhrzeit war wieder die vorherige, nur als Reiseziel stand da nicht „Frankfurt“, sondern „Athens“. Das kriegten so ziemlich alle Fluggäste zeitgleich mit, mit der entsprechenden Verwirrung. Ich wandte mich an die Frau neben mich: „Excuse me, did you notice any announcement about a change of the gate?“ – „Oh great, finally someone that speaks English! No, I didn’t get anything.“ Die gute war aus Australien, auf dem Rückweg von einer Hochzeit auf dem serbischen Land, und ich hatte einen Gesprächspartner für die verbleibenden anderthalb Stunden. Der Flug war nämlich auf ein anderes Gate verlegt, und weitere 40 Minuten nach hinten verschoben worden. Wir haben uns ganz nett über alles mögliche unterhalten (zum Beispiel, dass sie eben vom Kellner beschissen worden war, der ihr 5 Euro für ein Glas Wasser abgeknüpft hatte), und die Wartezeit war schnell rum.
Das Flugzeug (ziemlich das gleiche wie auf dem Hinflug: so alt, dass sogar noch Aschenbecher in den Armlehnen waren) kam dann zum Glück irgendwann, und nach nem ereignislosen Flug landeten wir in Frankfurt. So weit draußen auf dem Airfield, dass wir noch ~8 Minuten Bus fahren mussten. Um dann an einem Eingang anzukommen, an dem „Welcome“-Banner vor massive Wälle aus Stacheldraht gehängt waren. Ja, sehr einladend, danke.
Das Flugzeug war mit knapp über einer Stunde Verspätung gelandet, und ich machte mir keine Hoffnungen, den Zug Richtung Siegburg um 9 nach 4 (eine Stunde, nach dem ich ursprünglich fahren wollte) zu kriegen, also machte ich mir keinen Stress und ging gemütlich Richtung Fernbahnhof. Da angekommen, sah ich auf der Anzeige, dass um 23 nach auch ein Zug fahren würde. Ein Blick aufs Handy (nachdem meine Armbanduhr eine Woche vorher kaputt gegangen war, meine einzige Möglichkeit der Uhrzeitüberprüfung. Unschick, wenn man Flugzeuge und Züge kriegen muss.) sagte 22 nach. Also aufs Gleis runter gesprintet, und dem Zug beim Türen zumachen zugeguckt. Hm.
Naja, egal, hatte mich ja eh schon drauf eingestellt, erst um kurz nach 5 fahren zu können. Der Zug kam dann auch, blieb nur auf der Strecke mal für 20 Minuten stehen, weil wohl irgendwelche Kinder meinten, das Gleisbett wäre ein super Ort zum Spielen.
 
In Siegburg angekommen, musste ich nur noch mein Auto aus der Geiselhaft des Parkhauses auslösen. Am Automat durfte ich dann feststellen, dass dieser keinen Kartenschlitz hatte, und der größte Schein, den er annehmen würde, ein 20er wäre. In einem Parkhaus, dass Tagespreise anbietet, weil es auch für den Zubringerverkehr für den Frankfurter Flughafen angelegt ist. Sehr gut geplant, wirklich, Jungs.
Ich hatte nur nen Hunderter vom Wechseln.
Ich hab mich dann zu nem anderen Automaten aufgemacht, in der Hoffnung, dass man da mit Karte zahlen könne. Ging natürlich nicht. Vor mir am Automaten standen zwei Typen in meinem Alter, und ich hab sie mal ohne echte Hoffnung, Erfolg zu haben, gefragt, ob sie vielleicht nen Hunderter kleinmachen könnten.
Konnten sie. Einer hatte 95, und einer 5 Euro dabei. Zufällig.
Also Karte eingesteckt, 24 Euro gelöhnt, Karte rausgeholt, und ab zum Auto. Auf halbem Weg fiel mir dann ein, dass ich die Quittung vergessen hatte. Narf. Zum Automaten zurückgesprintet, aber da bezahlte schon der nächste. Muss jetzt hoffen, dass ich das trotzdem ersetzt krieg; sonst war das ein teurer Verpeiler.
 
Um Halb sieben war ich dann endlich zuhause, ziemlich geschafft, und eine großartige Städereise reicher.