„Weißt du was? Wenn du mitkommst, zahl ich den ganzen Abend für dich. Inklusive der Hin- und Rückfahrt.“
Eine Aussage, die ein langes Wochenende einleiten sollte.
 
„Meinst du das ernst?“
„Aber sicher mein ich das ernst. Eine Bedingung: du trinkst, was ich dir vorsetze.“
„Deal.“
 
Wir befanden uns auf dem Sommerfest der FH; der Herr Seb ein bisschen mehr, ich ein bisschen weniger angetrunken. Ein heiter-bis-wolkiger, aber warmer Abend im ungerechtfertigterweise minderbeachteten Innenhof bei Grillwurst, Bierchen und Live-Musik. Man versuchte gerade erfolgreich, mich dazu zu bewegen, trotz Finanzknappheit einem Abend in der Kölner Südstadt beizuwohnen.
Zuerst wollte aber die aktuelle Beschäftigung (wurstessend und bierchentrinkend zu Livemusik rumhängen) weitergeführt werden. Da am nächsten Morgen gearbeitet werden wollte, wurde das dann gegen 23 Uhr nicht-mehr-ganz-so-weniger-angetrunken eingestellt.

 
Am nächsten Morgen fand ich beim müden Betreten des Büros direkt einen verpassten Anruf auf meinem Telefon, und zwar von der liebenswürdigen und engagierten, manchmal aber etwas überplanten Auslandsstudentenbeauftragten unserer Hochschule. Normalerweise ist es was dringendes, wenn sie so früh am Morgen anruft, deswegen hab ich mal direkt zurückgerufen. War auch dringend. Sie hatte für die internationalen Studenten am Sonntag einen Trip ins Freilichtmuseum Kommern organisiert, aber nur einen 30er-Bus mieten können, weswegen sie einen weiteren Fahrer für den FH-Bus organisiert hatte. Und der war nun indisponiert und sie brauchte händeringend Ersatz.
Wenn man der Mo ist und sich sowieso nach ~20 Jahren das Museum nahe der Heimat mal wieder wieder angucken könnte, lässt man die gute Dame, die sich gerne mal verrenkt, um den Studis den Aufenthalt hier so angenehm wie möglich zu machen, natürlich nicht hängen. Und verpflichtet sich somit, am Sonntag um 8 Uhr aufzustehen. Auch wenn man schon davon ausgeht (und sich dabei unterschätzt), dass der Tag davor anstrengend werden wird.
 
Im Laufe des Tages haben wir dann den Abendplan etwas konkretisiert, und beschlossen, dass bei der Aktion nebenbei dem Haufen Montenegriner (a.k.a. Monties) und Kanadier, die sich Summer-School-bedingt momentan bei uns aufhalten, die Freuden der Zülpicher Straße nahegebracht werden sollte.
Abends am Gleis 1 des Bonner Hauptbahnhofs konnten wir erstmal dem guten Ken das Konzept „Wegbier“ nahebringen, das er freudig annahm. Leider fanden sich am Gleis keine Kanadier (außer Ken) und lediglich drei Monties ein. Da ist man schon drei Wochen in einem fremden Land, und da geht man Freitags (mit Einladung!) nicht weg. Kann ich nicht nachvollziehen.
Naja, selber schuld. Haben sie halt einen wunderbaren Abend verpasst, der in der Cuba-Bar (ein Laden mit 24h Happy Hour) begann, nach ein paar Cocktails und einem fürchterlich schlecht gemixten B52 (1/3 Stroh Rum? Hallo?) in viel zu hohen Gläsern mit viel zu kurzen Strohhalmen zum rhythmisch-zur-Musik-bewegen in Croque verlagert wurde, um abschließend im MTC abzurocken, um dann schweißgebadet und deutlich alkoholisiert um 3 Uhr im Bett zu liegen.
Eigentlich ein frühes Ende.
 
Aber auch nur eigentlich. Wenn man am nächsten Morgen um 9 Uhr aufstehen muss, um sich zum Social Event der Laborteams zu treffen. In diesem Fall hieß das, gemütlich mit vier Kanus durch das Siegtal zu paddeln. Eine lustige Angelegenheit, auch wenn ein gutes Viertel der Anwesenden noch mit Nachwirkungen des vorhergehenden Abends zu kämpfen hatte. Ken („Morning! How are you?“ – „Alive.“) hat das Boot von sich und Nadine kurzerhand treffenderweise als das Hangover Boat bezeichnet.
Die Tour war ganz lustig, wenn auch ziemlich anstrengend (21 km sind für ungeübte Arme doch viel). Das Siegtal ist echt unglaublich schön, sowohl im Sonnenschein als auch im heftigen Regen, quasi unbebaut und bewohnt von Unmengen Vögeln wie Graureihern, Wildgänsen, Schwänen, Enten und segelnden Falken(?).
Anstrengend wird es, wenn man einmal aus voller Fahrt nach einer Stromschnelle (15 km/h laut GPS) unsteuerbar frontal gegen einen Uferfels kracht, und nur deswegen nicht aus dem Boot fällt, da man sich vorher lang hingelegt hat, da man sonst frontal gegen einen überhängenden Baum geknallt wäre, was die Scheinbeine aber trotzdem nicht davon abhält, plötzlich innige Bekanntschaft mit der vorherigen Bank zu schließen. Anstrengend auch, weil das Hangover Boat irgendwann zum Slow Motion Tipover Boat wurde, man einer durchnäßten Nadine dann seine Regenjacke lieh, damit sie wenigstens wieder etwas warm werden konnte, um dann 30 Minuten vor Schluß und 50 Meter hinter der eigenen Regenjacke in einen Todesregenguß zu geraten, bei dem auch der dichte Baum am Ufer unter dem man geparkt hatte, nicht verhindern konnte, dass man bis auf die Knochen durchnässt wurde. Aber man war ja schlau und hatte im Auto am Ausstiegspunkt trockene Klamotten gebunkert.
Allerdings war man nicht auf die Idee gekommen, sich etwas zu essen einzupacken. Aber dafür gab es ja das Gasthaus Sieglinde am Ausstiegspunkt, in dem man sich erstmal an einer heißen Schokolade (oder in Kens Fall einem kühlen Bier) aufwärmen konnte, um dann gesagt zu bekommen, dass die gewünschten und einzig nicht überteuerten Mahlzeiten ausverkauft wären. Um 18 Uhr.
 
Wieder trocken, einigermaßen aufgewärmt, aber müde, sonnenverbrannt und hungrig ging es dann nach Hause, wo ich kurz Duschen konnte, um dann direkt wieder aufzubrechen, um Volkers Geburtstagsgartenparty (ein gewohntermaßen sehr angenehmer Event, wo man viele alte Gesichter wiedertreffen kann) beizuwohnen, in der Hoffnung, dass der Grill noch nicht abgeklungen sein möge. War er nicht. Schwein gehabt. Und Baguette.
Der Abend zeichnete sich vor allem durch lustige Gespräche aus, sowie dadurch, dass man sein Bierglas immer leicht gefüllt halten musste, wenn man trotz übereifrig gut meinendem Gastgeber „nicht so viel Bier trinken“ wollte. Zum Glück ist diesmal niemand dem Wein verfallen. Dem fühle ich mich nämlich (bei Volkers Weinen) immer genötigt, mich anzuschließen.
Diesmal war ich dann wieder etwas abgekühlt, schweinemüde, deutlich merkbar sonnenverbrannt und pappsatt um 1 im Bett.
 
Um dann um 8 aufzustehen. Es gab ja Studenten in die Eifel zu kutschieren. Eine recht nette Aktion im großen und ganzen, auch wenn das Wetter genau gegenteilig zu dem vom Vortag war: Viel Regen mit kurzen Sonnenschein-Intermezzi, als wäre nichts gewesen. Die Führung war auch interessant, von einer Amerikanerin, die seit über 40 Jahren hier lebt und in den wenigen Momenten, wo sie mal Deutsch redete, einen tiefsten rheinischen Akzent offenbarte. 4 Stunden bei Regen größtenteils draußen rumlaufen ist aber trotzdem ziemlich anstrengend. Insbesondere mit einer gewissen Vorgeschichte.
Als wir zurück fuhren, war strahlender Sonnenschein. Natürlich. Was beim Fahren im warmen Auto natürlich noch wesentlich müder macht. Meine Busladung waren übrigens die Summer-School-Kanadier, die am Freitag nicht mit nach Köln gefahren sind. Nicht, dass sie es nicht versucht hätten, übrigens. Waren sogar brav um viertel vor neun am Gleis 1, wie verabredet. Nur halt am Gleis 1 vom U-Bahnhof…
Ich hab die Jungs und Mädels noch zuhause („Tannenbronx“) abgesetzt und den Bully dann zur FH gefahren, um nur noch den Schlüssel in den Briefkasten vom Nachbenutzer (morgen früh um 7.30) zu werfen, und dann endlich nach Hause zu kommen und ins Koma zu fallen.
Nur hatte ich mir lediglich den Namen von Nachbenutzer gemerkt. Nicht aber den Firmennamen; und in den Briefkasten sollte ich den Schlüssel werfen. Natürlich hatte mein Handy gerade batterietechnisch den Geist aufgegeben. Super. In mein Büro konnte ich auch nicht (im anderen, abgeschlossenen Gebäude). Ich hab dann erfolglos versucht, im nebenliegenden Wohnheim bei sämtlichen Leuten zu klingeln, die ich kenne, aber entweder ist die Klingeltafel kaputt oder wie waren alle tatsächlich unterwegs.
 
Fazit: ich muss jetzt zusehen, dass ich morgen vor 7.30 auf der Arbeit bin. Und deswegen geh ich jetzt schlafen.
Gute Nacht.