19 Feb 2009 0:15
Ich habe vor nicht mehr ganz so Kurzem begonnen, den Faust zu lesen; einerseits weil ich den Willen habe, einige Klassiker, die mich während meiner Schulzeit erfolgreich gemieden haben, mal in meinen Bildungshorizont zu holen, andererseits weil ich ein Buch von Terry Pratchett hier liegen hatte, dass auf den Titel „Faust Eric“ hört und ich mir dachte, dass der darin enthaltene Humor sich bestimmt wesentlich besser erschließe, wenn man eben jenen Durchgestrichenen vorher gesichtet hätte (ist nicht nötig, by the way).*
Der erste Teil vom Faust ist auch wirklich toll; kurzweilig und schlüssig. Besonders erfreut mich dabei als Sprachliebhaber, dass die Komplexität der Reimstruktur offensichtlich Bildungsstand und Charakter des jeweiligen Sprechers widerspiegelt. Ganz großes Kino.
Außerdem ist es beeindruckend zu sehen, wie viele Redensarten diesem Stück entstammen.
Aber der zweite Teil…
Der fängt schon einigermaßen seltsam, aber wenigstens verständlich an. Dann kommt der Maskenball, bei dem ständig irgendwelche Gruppen anscheinend über die Bühne latschen und sich kurz selbst besingen, bis dann der König als Pan verkleidet auftritt und Mephistopheles das Papiergeld erfindet, bzw. die Deckung selbigens durch imaginäre Bodenschätze. Ein Konzept, das moderne Banken gerne aufgegriffen haben.
Und dann kommt nach einem kurzen Zwischenspiel, in dem Faust sich in Helena verknallt und Wagner einen Homunculus braut, die Walpurgisnacht. Die Goethe aus irgendwelchen schwammigen Gründen ins antike Griechenland verlegt hat (Helena kann nicht der einzige Grund sein, die hat Onkel Faust auch im „Hier und Jetzt“ getroffen). Diese äußert sich nach kurzem Vorgeplenkel darin, dass mindestens alle zwei Seiten mindestens eine neue Gestalt (oder Gruppe solcher) der griechischen Mythologie, von der man mit viel Glück unter Umständen vielleicht am Rande mal was gehört hat, auftritt, um dann ein bis drei Seiten völlig handlungsneutral rumzuschwadronieren und danach zu verschwinden und nie wieder gesehen zu werden; gelegentlich davon unterbrochen, dass Faust und/oder Mephistopheles und/oder der Homunculus mal quer über die Bühne gehen und vor sich hin brabbeln; was dann die eigentliche Handlung darstellt, mit dem umgebenden Gewirr aber rein gar nichts zu tun hat.**
Das habe ich mir ungefähr 30 Seiten lang angetan, wofür ich grob zweieinhalb Wochen gebraucht habe. Dann habe ich das Buch weggelegt und über den Rest eine Zusammenfassung gelesen.
Somit ist der Faust (genauer: der zweite Teil), das erste freiwillig angefangene Buch (Schulpflichtlektüre zählt nicht), das ich vorzeitig beendet habe.
* Das war ein Satz.
** Das auch.
Februar 19th, 2009 at 15:46
hehehe, DER FAUST.
Eines meiner absoluten Lieblingswerke! Oh ja. 🙂
Ich muss dazu sagen, in der Schule habe ich bestimmt gut die Hälfte der Lektüren nicht (vollständig) gelesen. Aber Faust gehörte nicht dazu. Ich mochte das Buch richtig. Und viel mehr mochte ich es nach meiner mündlichen Abiprüfung. – Ich war keine wirkliche gute Deutsch-Schülerin, mein Lehrer hat mir auch damals ABGERATEN ins Mündliche in Deutsch zu gehen. Doch ich war wegen meiner Noten dazu „gezwungen“. Lange Rede…. schlussendlich habe ich mich doch dazu entschieden, wurde zu Faust geprüft – UND habe geglänzt damit. 😉 hihi.
War grandios!!
Und auch für meinen Lehrer DIE Überraschung schlecht hin. Er hätte wohl darauf g e w e t t e t, dass ich versage…. ;-P