5 Feb 2009 20:28
Die Finanzkrise scheint in der deutschen Automobilindustrie inzwischen auch schlimm zu wüten. Oder irgendjemand hat einen ganz schweren Minderwertigkeitskomplex.
Der Spiegel berichtet, dass VW inzwischen Zulieferern und Gästen, die nicht VW fahren, Hausverbot erteilt hat. Sprich: wenn z.B. ein Leuchtenproduzent sich Sprinter für seine Firmenflotte angeschafft hat, darf er damit nicht mehr bei VW anliefern. Ausnahme: Einmalige Gäste; die werden „freundlich darauf hingewiesen“, dass sie das nächste Mal vor verschlossenen Schranken stehen werden.
Argument dafür ist „Es ist doch ganz normal, dass wir mit denen Geschäfte machen wollen, die auch mit uns Geschäfte machen wollen.“ In anderen Worten: wir kaufen dir nur was ab, wenn du uns auch was abkaufst. Ja nee, is klar.
Mal davon abgesehen, dass gerade kleinste Mittelständer sich nicht zwangsweise mehrere Lieferwagen leisten können (man stelle sich vor, die anderen Autohersteller fingen auch noch damit an): ham die se noch alle?
Mir vermittelt das den Eindruck, dass die Vorstandsetage ihre Fahrzeuge für so wenig konkurrenzfähig hält, dass sie es nicht ertragen können, wenn jemand etwas anderes kauft.
Vielleicht gehen sie aber auch davon aus, dass die Notenbanken bald allesamt zusammenbrechen, und stellen sich schonmal auf steinzeitlichen Tauschhandel ein.
Man weiß es nicht.
Februar 5th, 2009 at 22:02
Da bin ich ja mal gespannt, wie lange die das durchhalten.
Februar 6th, 2009 at 09:34
Ich kann das verstehen und würde es in der Position auch so machen, allerdings steht für mich da ein ganz anderer Aspekt im Vordergrund: die Wirkung, die ein „Fremdfahrzeug“ auf dem Firmengelände hat. Mal ehrlich: ein Opel vor der VW-Werkshalle, das ist als würde im Apple-Store ein Linux-PC als Kassenrechner verwendet werden.
Genau wie die von ihren Mitarbeitern (!) erwarten, dass die VWs kaufen (und dafür ja auch sehr gute Konditionen abgeben), erwarten sie es jetzt eben auch von ihren ständigen (!) Vertragspartnern.
Zum Tauschhandel übrigens sehr passend: http://www.tagesschau.de/schlusslicht/barterquest102.html
Februar 6th, 2009 at 11:49
Vögelt die Chefetage auch nur Nutten die im Phaethon ‚angeliefert‘ werden? Oder zählen die zu Gästen? Und was ist wenn die gleiche Nutte mehrmals anschaffen kommt?
Das Spiel kann man ja immer weiter treiben. Gibt es 40 Tonner unter der Dachmarke VW? Falls nicht, wie werden die Autos transportiert? Eisenbahnwagons werden ja auch nicht von VW hergestellt.
Februar 6th, 2009 at 12:48
@Holger:
Ich finde, der Vergleich hinkt etwas. Der Apple-Store trifft in dem Fall ja selber die Entscheidung, von wem er den Kassenrechner bezieht.
Treffender wäre, wenn der Laden seiner Putzkolonne verbieten würde, die Geschäftsräume mit eine Nokia-Telefon oder einem Zune-Player anstelle von iPhone und iPod zu betreten.
Dass größere Zulieferer von VW wie z.B. Bosch sich separate Flotten für die jeweiligen Kunden anschaffen, is ja noch tolerierbar.
Aber gerade kleinere Firmen in Nischensegmenten, die gerade davon abhängig sind, mehrere Hersteller zu beliefern (die allpräsenten Schrumpfschläuche seien hier mal in den Raum geworfen), könenn sich nicht zwangsweise leisten, pro Kunde eine Lieferflotte zu haben. Handwerker noch weniger.
Was anderes sind natürlich wieder solche Zulieferer, die ausschließlich für VW-Produzieren (Quasi-Subunternehmer also). Da wäre das noch irgendwie nachvollziehbar.
Februar 6th, 2009 at 21:20
Bosch und Ähnliche können sich das bestimmt leisten – ich sehe nur gerade eine Kantine vor mir, in der es nur noch trocken Brot gibt, weil die
Lebensmittellieferanten andere Marken fahren…
Unt trifft das auch Fahrzeugklassen, in denen VW gar nicht produziert, wie die oben erwähnten 40-Tonner?
Februar 6th, 2009 at 21:20
*schamrot ein t wegnimmt und ein d dafür hinterlässt*
Februar 9th, 2009 at 10:35
Die Nutten kommen ja vermutlich eher zu Fuß – oder werden abgeholt. 😉 Abgesehen davon ist der Phaeton unglaublich günstig zu bekommen. 😀
Ich gehe ehrlich gesagt davon aus, dass dieses Verbot nicht so heiß gegessen wie gekocht wird. 40-Tonner werden da ebensowenig ein Problem bekommen wie Eisenbahnwagen. Und die Schrumpfschlauch-Produzenten können sich vermutlich eher über einen sehr günstig angebotenen VW Transporter freuen, als dass sie ernsthafte Probleme bekommen, dahin zu liefern. Zumal es andersrum bei eben solchen Nischenprodukten für VW schwierig werden dürfte, da einen Ersatzlieferanten zu finden.
Handwerker können sich das wohl auch nicht leisten, das sehe ich ähnlich. Aber: es trifft hier doch eh nur die sowieso in Werksnähe angesiedelten Handwerker. Und da haben dann halt die mit VW-Flotte einen Vorteil gegenüber den Anderen -> weniger Konkurrenz -> mehr Geld für die selbe Arbeit -> Kohle um den VW Transporter, den man dafür vielleicht kaufen musste, abzuzahlen.
Alles in Allem seh ich da nicht so direkt ein Problem. Ihr sucht euch die Handwerker, die bei euch arbeiten sollen, ja nach Möglichkeit auch selber aus und bevorzugt dabei aus irgendwelchen Gründen den Einen vor dem Anderen (meistens aus Preisgründen vermutlich). Warum sollte VW das nicht tun?
Februar 12th, 2009 at 23:30
Ich hab ja nichts dagegen, die Handwerker/Lieferanten/etc. nach bestimmten Kriterien auszusuchen. Und „fährt unsere Automarke“ ist ein durchaus legitimes und nachvollziehbares Kriterium.
Was mich wundert, ist halt das Hausverbot für alle anderen. Für mich strahlt es einfach nur Minderwertigkeitsängste aus, wenn man nicht ertragen kann das Menschen auch Autos von anderen Herstellern kaufen.
Dann doch lieber durch günstige Konditionen überzeugen, als Zwang anzusetzen.