Im Grunde (von Wetter und Landschaft mal abgesehen) ist Jordanien gar nicht so unterschiedlich von Deutschland. Es gibt sehr viele Gemeinsamkeiten, die Jordanier sind ähnlich pünktlich wie die Deutschen, man kann durchaus in Supermärkten einkaufen und sich in vielen Dingen verhalten wie zu Hause auch, ohne negativ aufzufallen.
Aber dennoch ist ein Unterschied da. Es sind die kleinen Details, die das Land hier so anders machen.

Die Kanten der Bürgersteige hier sind Gelb-Schwarz und recht hoch, und muten wie Banden einer Go-Kart-Bahn an. Und exakt das ist auch mehr oder weniger ihr Zweck: den Verkehr auf der Fahrbahn zu halten.

Überall stehen Verkehrspolizisten herum, denen ziemlich langweilig zu sein scheint. Allerdings haben die auch schonmal kein Problem damit, bei irgendwem das Kühlwasser nachzufüllen oder beim Anschieben zu helfen.

Überhaupt gibt es hier für jeden Mist einen Job. In der Uni-Verwaltung gibt es einen eigenen Angestellten, der für’s Kaffekochen zuständig ist. Und nur dafür. Einen weiteren gibt es für den Tee. Und die Putzkolonne ist auch rund um die Uhr damit beschäftigt, saubere Räume zu putzen.

Es gibt angenehmerweise so gut wie keine Hunde. Ich hab bisher exakt einen gesehen.
Dafür gibt es hier unglaublich viele Katzen, die auf den Straßen rumstreunen und sich bevorzugt vom reichlich vorhandenen Müll ernähren.

Genau wie bei uns gibt es hier den Brauch, nach einer Hochzeit in einer hupenden Kolonne durch die Stadt zu fahren. Allerdings wird hier bei einer Hochzeitsfeier noch Feuerwerk gemacht.
Geheiratet wird hier übrigens sehr viel.

Es gibt in Amman eine Vorschrift, die besagt, dass sämtliche Neubauten mit Stein zu verkleiden sind. Ob es Sandstein sein muss, weiß ich nicht; allerdings gibt es hier auch nicht viel Auswahl.
Betonfassaden sieht man demnach eigentlich nur noch Downtown, bei Gebäuden aus den 60ern und 70ern.

Häuser werden (insbesondere auf dem Land) iterativ gebaut. Das heißt, dass man sich erstmal das Grundstück kauft; wenn man dann wieder genug Geld zusammenhat, das erste Erdgeschoss, evtl. mit erstem Stock, und dann schonmal einzieht. Weitere Stockwerke kommen drauf, wenn wieder genug Geld da ist. Führt dazu, dass, sobald man aus Amman raus ist, überall aus den Häusern oben noch die Stahlstangen rausgucken.

Wenn ein Auto mit Diesel fährt, dann ist das weithin zu sehen.

Das Straßenbild ist sehr gemischt. Es fahren „normale“ europäische und asiatische Autos rum, aber auch ne ganze Ecke Amerikaner. Zudem gibt es sehr viele alte Autos (>20 Jahre), allen voran von Mercedes. Ich werde da noch eine Bildzusammenstellung machen.

Grüne Neonröhren sind die Nachtbeleuchtung der Wahl für Moscheen bzw. Minarette.

Überall sind Tuchspender (wie von Kleenex) anzutreffen. Auf Schreibtischen, auf dem Nachttisch, auf dem Armaturenbret vom Auto, im Restaurant selbstverständlich, einfach überall.

Die Jordanier haben englische Steckdosen (G- und L-Stecker), aber hautpsächlich europäische (Schuko-)Stecker. Die kriegt man aber ohne Probleme in die G-Steckdosen rein, indem man in das Loch für die Erdung einen Stift steckt, und somit die Verriegelung für die Pole löst.
Folge ist, dass sämtliche jordanischen Steckdosen kugelschreiberbekritzelt sind.

Es gibt keine Gasleitungen im Land, an die die Häuser angeschlossen werden könnten (die Jordanier sind froh drum, basierend darauf, wie „zuverlässig“ hier die Wasserleitungen teilweise sind). Daher gibt’s Gas nur über die großen Camping-Flaschen, die von einem LKW ausgefahren werden, auf dessen Ladefläche sie lose stehen.
Der Gastruck fährt durch die Gegend und spielt eine Melodie ab, bei der man als Unwissender meint, ein Eiswagen käme um die Ecke (ich muss versuchen, das mal aufzunehmen).

Geschäfte, auch die allerkleinsten, haben bis tief in die Nacht auf. Einen Ladenschluss hab ich noch nicht bemerkt.
Im Allgemeinen gibt es noch sehr viele Einzelhandelsgeschäfte und „Tante-Emma-Läden“, die insbesondere im Zentrum um drum herum in Quartiere eingeteilt sind. Da gibt es das Möbelquartier, das Schusterquartier, das Werkstattquartier und so weiter. Lediglich macnhe Läden wie z.b Süßwarengeschäfte sind querbeet eingestreut.

Durch Hitze, Gummiabrieb und Staub sind die Straßen hier ziemlich glatt, weswegen man ständig Reifen quietschen hört.

Nachtrag 1:
Wie in einem der ersten Posts schon erwähnt, wird hier unglaublich viel gehupt. Meistens ist das ein „vorausschauendes“ Hupen, also noch, bevor es wirklich gefährlich wird (d.h. der Fußgänger auf dei Straße läuft oder das Auto aus der Einfahrt fährt z.B.). Manchmal lässt sich allerdings auch gar kein Sinn des Hupens erkennen.
Wenn man irgendwo lang geht, und von hinten ein Auto hupt, kann man übrigens davon ausgehen, dass das ein Taxi ist, das einen mitnehmen will.

Nachtrag 2:
Abends steigen überalle über der Stadt, besonders aber Richtung Innestadt, Drachen auf. Zudem kreisen Taubenschwärme über die Dächer.

Nachtrag 3:
Größere Autos zeigen hier (wie auch z.B. in den USA) akustisch an, dass sie rückwärts fahren. Allerdings oft nicht durch Piepen, sondern gerne auch durhc eine Melodie, die klingt wie aus einer Geburtstagskarte. Bevorzugterweise Lambada, übrigens.

Die Währung hier (Dinar) ist nicht, wie üblich, in eine Untereinheit aufgeteilt, sondern in zwei: Fils und Piaster. 1000 Fils sind ein Dinar, und 10 Fils sind ein Piaster. Fils gibt es allerdignswohl nur in der Schriftform. Sämtliche Preise sind in Dinar und Fils ausgezeichnet, man zahlt aber in Piaster; Fils-Münzen gibt es auch gar nicht im Umlauf.

Arabische Schrift einigermaßen lesen zu können (hab ich mir in der ersten Woche anhand einer Website beigebracht), fördert schonmal lustige Dinge zutage. Zum Beispiel werden englischsprachige Begriffe in Lautschrift übertragen. Aus „The Body Shop“ wird dann „Di Badi Šob“.

Umgekehrt ist die Transkription richtiggehend chaotisch. Es gibt da kein System, wie ein arabisches Wort in lateinischer Schrift wiederzugeben ist, schon allein, weil „e“ und ein bestimmtes „a“ im Arabischen gar nicht geschrieben werden. So hab ich Al-Jubeiha, den Stadtteil, in dem wir wohnen, schon als „Jubaiha“, „Jubaya“, „Jubayha“, „Jubeha“ und weitern Kombinationen gesehen.
Das weicht übrigens auch schon auf den Straßenschildern voneinander ab.

Nachtrag 4:
Überall, insbesondere in den Malls, gibt es „Sicherheitskontrollen“. Da muss man durch so ein Metalldetektor-Piep-Tor wie beim Flughafen gehen, und evtl. Taschen und Rucksäcke an eine Person neben dem Tor zwecks Kontrolle geben. Die nimmt die Tasche dann in die Hand, wiegt einmal abschätzend, und wenn sich dass nicht nach Bombe oder Waffe anfühlt, kriegt man die Tasche zurück, nachdem man durch das laut piepsende Tor gegangen ist und niemand sich dafür interessiert hat.

Damit die Dinge hier nicht durch den ganzen Staub häßlich werden, lässt man sie gerne in der Verpackungsfolie, damit sie direkt häßlich bleiben. Das schließt Aufzugtüren, Stühle, Telefone, Himmel im Auto und Schreibtische mit ein.
 
Es gibt bestimmt noch einiges mehr, das mir aber gerade nicht einfallen will. Ich werde diese Liste bei Bedarf ergänzen.