Mit dem heutigen Tag habe ich das erste Jahr 8-Uhr-Fotos voll.
Ich bin überrascht, wie schnell das Jahr vorbei ging. Und ich denke kein Stück daran, irgendwann damit aufzuhören. Offizieller Plan ist jetzt, das bis ins Sterbebett durchzuziehen. (Nicht, dass ich mir vorher ne zeitliche Beschränkung gesetzt hätte.)
Inzwischen hat man sich in meinem Umfeld mehr oder weniger an meinen „Spleen“ gewöhnt; die einen finden es lustig, die anderen nach wie vor dämlich (fürchte ich). Man wird jedenfalls auf Dauer relativ schmerzfrei, was das Machen der Bilder angeht. Sollen die Leute in der Bahn doch doof gucken.

Wenn jemand zum ersten Mal mitkriegt, dass ich das mache, ernte ich erstmal Verwunderung. „Warum?“ – Fällt mir bis heute schwer zu beantworten, außer mit „Weil ich das lustig finde.“ oder „Brauch ich ’nen Grund?“. Jedenfalls sehe ich den Krempel nicht als Kunst, wie es so mancher einer der vielen anderen tut, die ihre Nase tagtäglich in die Kamera halten.
Ich finde es übrigens unglaublich cool, jeden Tag des letzten Jahres nachvollziehen zu können. Man merkt einfach wirklich, was man gemacht hat. Allerdings muss ich gestehen, dass nicht jedes Foto um genau 8 entstanden ist. Ein paar Mal (6, um genau zu sein) hab ich die Uhrzeit verplant („Aaaargh, schon 10 vor 9!“), und ein paar Mal (6) die Kamera nicht dabei gehabt. Das is nebenbei das wichtigste: überall und immer die Kamera mitnehmen. Wenn ich sie nicht dabei hab, und absehbar ist, dass sich das bis 8 nicht ändert, überkommt mich eine extreme Unruhe. Und ich werde auch nicht eher wieder ruhig, bis ich entweder vor 8 zuhause bin, das Foto später gemacht habe oder irgendwie sichergestellt ist, dass ich ein Foto machen kann (danke nochmal an Judith und Nadine). Das ist ein bisschen, wie zu wissen, dass man zuhause den Herd angelassen hat. Nur ohne wirklich schlimme Folgen.
Man will natürlich nicht immer „Zuhause [vorm Computer]“ fotografieren, was dazu führt, dass man irgendwann anfängt, seinen Tagesablauf danach auszurichten, wo man denn um 8 Uhr sein könnte, bzw. darauf hinzusteuern, irgendwo zu sein. Fängt eine Feier um 8 an, versucht man, pünktlichst auf der Matte zu stehen. Eigene Feiern lässt man um 19.30h beginnen. Hat man die Wahl, kurz vor oder kurz nach 8 irgendwo abzuhauen, geht man natürlich später.

Eine Kritik, die ich immer wieder höre, ist: „Du schaust immer gleich“.
Dafür gibt es eine relativ einfache Erklärung: Wenn man sich jeden Tag selbst fotografiert, pendelt sich der verwendete Gesichtsausdruck irgendwo ein, wo man ihn man selber als „sieht ganz gut aus“ einstuft und er sich relativ leicht reproduzieren lässt. Das wiederum macht das tägliche Fotografieren wesentlich leichter, weil weniger zeitaufwendig. Natürlich will man gelegentlich variieren, aber das bedeutet auch, zumindest kurzzeitig kreativ sein zu müssen. Einen halbwegs brauchbaren Gesichtsausdruck zu finden (man möchte ja nicht völlig blöd aussehen), kann schon mal etwas dauern, und wenn man Ewigkeiten Selbstportraits macht, während andere dabei zugucken, kommt man sich -zurecht- ein wenig doof vor.

Am meisten Sorgen macht mir momentan meine Kamera. Hin und wieder hab ich ein regelmäßiges Streifenmuster auf den Bildern, und letztens ist mir aufgefallen, dass seit einigen Wochen ein roter Pixel voll aussteuert. Ich hoffe mal, dass die Kamera noch eine Zeit lang hält. Und ich weiß nicht, was ich dann, wenn sie denn endgültig das Zeitliche gesegnet hat, für einen Ersatz besorgen werde. Jetzt, wo ich die 20D hab, könnte ich mir auch eine IXUS zulegen; aber das hieße, auf das gerade für Selbstportraits hervorragende schwenkbare Display zu verzichten. Dafür wäre sie wesentlich portabler. Ein Dilemma.

Bis jetzt macht mir das Ganze tierisch Spaß. Und es ist mir tatsächlich ziemlich wichtig geworden, bis zu einem für andere nciht immer nachvollziehbaren Grad (nämlich dann, wenn ich die Kamera vergessen hab). Aber vor allen Dingen macht es Spaß.
 
 
 
[Ja, 366. 2008 ist ein Schaltjahr]