Die letzten anderthalb Wochen waren arbeits- und unternehmungstechnisch (hauptsächlich ersteres) etwas zugepackter, weswegen meine Wortmeldungen doch etwas eingeschränkt waren. Daher hier mal eine „kurze“ Zusammenfassung (leider unbebildert).

Absolutes Highlight der letzten Woche (und des gesamten Aufenthalts bisher) war der Trip nach Petra und ins Wadi Rum. Dazu später. Ansonsten is eigenlich auch nicht viel passiert. Die Internetanbindung wird hier zunehmend rarer; in der Uni ist aufgrund völlig hirnrissiger Netzkonfigurationen und seltsamen Wartungszeiten grob den halben Tag Netz verfügbar, in der Wohnung wird die Anbindung auch zunehmend schlechter. Abends is kaum was zu machen.
Wie gut, dass ich erst abends nach Hause komme.

Irgendwann in den letzten Wochen hat uns das Schicksal ereilt, das allen Deutschen (oder ähnlichen *g) nach zwei Wochen bevorsteht: der Brotkoller. Es gibt nur Weiß- und Fladenbrot.
Zum Glück haben wir hier irgendwann den Carrefour entdeckt; ein riesiger französischtämmiger Supermarkt (sollte auch einigermaßen bekannt sein). Mit französischer Bäckereiabteilung. Nun sind die Franzosen auch nicht zwangsweise in der Lage, Anständiges BrotTM herzustellen (auch wenn ich Baguette liebe), aber wenigstens gibt es da Brot, dass zumindest einen Anflug von Substanz hat.
Wir waren inzwischen auch zum zweiten Mal am Jebel Al-Qala, dem Zitadellenhügel, der zum zweiten Mal wegen eines Festival geschlossen war. Und wir waren zum zweiten Mal beim Straßenmarkt der Jordan River Foundation, der auch zum zweiten Mal geschlossen war. Beides Dinge, die diese Woche noch anstehen.

Montag und Dienstag war ich auf Einladung von Salem fürstlich essen; einmal mit den (anwesenden) Instructors des Kurses (Tapio und Ibtissam für Intercultural Communication und Salem und meine Wenigkeit für Computer Graphics), und einmal mit dem Präsidenten der Uni (sowie den anderen am TEMPUS-Projekt beteiligten Anwesenden), um zu besprechen, wie das Projekt/der Kurs läuft. Ich kann das Reem Al-Bawadi übrigens nur empfehlen, falls irgendwer von euch dieses Land mal besuchen sollte (was ich wiederum auch nur empfehlen kann). Es scheint zwar ziemlich teuer zu sein (die Rechnung hab ich zum Glück nie gesehen), aber man bekommt auch ein wahrhaft fürstliche Mahl aufgetischt 😉 . Der Tisch selber ist eigentlich nur Halterung für eine riesige, in den Rahmen eingelassene Messingschale (Durchmesser knapp 1m – 1,20m). Und die wird vollgestellt mit Essen. Unglaublich gutem und vielfältigem Essen. Jordanische Küche erinnert übrigens sehr an türkische und (beim Grillfleisch) griechische Küche.
Was ich mir definitv als Rezept aus diesem Land mitnehmen werde, ist Hommous, der Kichererbsenbrei, der standardmäßig zu jedem Gericht nebst Fladenbrot serviert wird.

Kommen wir zum interessanten Teil 😉 .
Donnerstag und Freitag waren wir in Petra und im Wadi Rum. Petra (für die, die’s nicht wissen) ist eine alte Stadt der Nabatäer, die in einem Tal, dass nur durch eine 1km lange schmale Schlucht zu erreichen ist, in die Felsen gemeißelt ist. Der Tempel des heiligen Grals (bzw. dessen Fassade) in Indiana Jones III ist ein Gebäude in Petra.
Wadi Rum ist ein Wüstental im Süden von Jordanien, in dem sich Wüste und zerklüftete Felsen abwechseln. Nicht umsonst eine beliebte Filmkulisse; Lawrence von Arabien wurde hier z.B. gedreht.

Auf der Tour hatten wir zum Glück (wie ans Tote Meer) einen eigenen Bus der Uni. Eigentlich wollten wir am Donnerstag um 7 Uhr morgens abfahren, konnten den Bus aber erst ab 8 kriegen. Als dann um 20 nach 8 alle da waren (die Jordanier haben übrigens angenehmerweise ein ähnliches Verhältnis zu Pünktlichkeit wie die Deutschen; zu spät waren drei jordanisch-schwedische Mädels), gingen alle noch mal in die Pizzeria mit Bäckerei nebenan, um sich mit Snacks zu versorgen. Folge: Abfahrt um kurz vor 9.
Es gibt zwei Wege runter nach Petra und Wadi Rum: den normalen Highway (Wüste und Stromleitungen, sonst nix) und die Tariq Al-Sultani, die Königsstraße. Letzere ist die uralte Karawanenroute (später Römerstraße Via Nova Traiana), die angeblich schon Moses mit den Isrealiten entlang gezogen sein soll. Sie schlängelt sich durch die Gebirgslandschaft östlich vom Jordangraben, an so ziemlich sämtlichen Sehenswürdigkeiten (kulturell wie natürlich) vorbei, die Jordanien südlich von Amman zu bieten hat.
Wir haben den ersten Weg genommen. Nicht unbedingt freiwillig, sondern Aufgrund der Verspätung. Allerdings nur Anfangs, etwa auf Höhe von Karak sind wir dann Richtung Königsstraße gefahren. In Karak haben wir dann auch einen kurzen Stop gemacht, um die Kreuzfahrerfestung zumindest mal von unten angucken zu können. Sieht schon beeindruckend aus. Auch durchs Wadi Mujib („Grand Canyon Jordaniens“) sind wir gefahren, dann am Dana Nature Reserve (wollen wir nach dem Ausblick auch noch besuchen) vorbei bis Petra. Ursprünglich wollten wir zwischen 11 und 12 in Petra sein, um dann gemütlich nach Wadi Rum fahren und da den Sonnenuntergang sehen zu können. Allerdings sind Jordanische Zeitangaben trotz aller Pünktllichkeit eher ungenau. Nach Petra sollten es maximal 4 Stunden Fahrt sein, wenn man die ganze Königsstraße lang fährt. Wie haben nur zwei Drittel der Königsstraße gemacht und haben knapp 6 Stunden gebraucht. Mit der Konsequenz, dass wir nur 2 Stunden Zeit in Petra hatten. Die Fahrt nach Rum sollte nochmal weitere 1,5 Stunden (morgens war es noch eine) dauern, und wir wollten/sollten ja den Sonnenuntergang mitkriegen.

Während des Großteils der Fahrt (auch nach Rum und zurück am nächsten Tag) durften wir ein und dieselbe Kasette immer und immer wieder hören. Fazit: in jedem arabischen Lied kommt mindestens einmal das Wort „Habibi“ (Liebling, Schatz, etc.) vor.
Irgendwann ging das aber auch den Jordaniern auf den Keks, und fast gleichzeitig wurde das Mikro vorne im Bus gekapert. Folge: selber singen. Jeder musste mal (ja auch ich); irgendwann hats aber auch Spass gemacht. Is ja nich mein Problem, wenn die sich meinen schiefen Gesang antun wollen. 😉

Petra selber ist einfach beeindruckend. Schon allein der Weg durch den Siq, die Felsschlucht, die man durchqueren muss, ist atemberaubend. Nicht nur wegen der Aussicht, sondern auch, weil es einen regen Pferde- und Eselverkehr gibt und eine Felsschlucht eher schlecht gelüftet wird.
Gegen Ende des Siqs blitzt dann immer wieder die Fassade der „Schatzkammer“ (Treasury) zwischen den Felswänden hervor, eines der beeindruckendsten und am feinsten gearbeiteten Gebäude in Petra. Was man sieht, ist aber nur der dritte Stock aufwärts; Petra liegt zu großen Teilen im Sand vergraben, wie man bei Grabungen festgestellt hat. Schatzkammer heißt das Gebäude, weil die Beduinen, die Petra wiederentdeckt haben der Meinung waren, dass hier die Schätze aufbewahrt wurden; wohl ob der feinen Fassade und einer riesigen Urne auf dem Giebel, in der sie Juwelen und Gold vermuteten. Liegt ja auch nahe; ich würde meine Schätze auch draußen in einem offenen Gefäß aufbewahren.
Tatsächlich war das Gebäude wohl ein Lagerhaus. Hätte man mit ein wenig Überlegen allerdings auch selber drauf kommen können. Wenn ich eine Stadt anlegen würde, dass wäre das erste Gebäude, dass eine eventuell einfallende Armee zu Gesicht bekäme, mit Sicherheit nicht meine Schatzkammer. Das erste Gebäude allerdings, dass Händlerkarawanen zu Gesicht bekämen, wäre höchstwahrscheinlich ein Lagerhaus. (In dieser Überlegung ist allerdings nicht mit inbegriffen, dass Petra im Grunde uneinnehmbar war. Der einzige Zugang zur Stadt ist, wie gesagt, eine 1km lange und (damals) 3-4m breite steile Felsschlucht. Viel Spaß beim Angreifen.)
Zwei Stunden reichen leider hinten und vorne nicht, um Petra zu besichtigen. Wir haben demnach nur einen kleinen, aber dennoch beeindruckenden Teil der Stadt gesehen. Würde da gerne nochmal hinfahren; irgendwann.
Was allerdings ein wenig stört, sind die marktschreienden Beduinen, die allen möglichen Tinnef für horrende Preise verticken; und die riesige Menge Touristen. Wo kommen die auf einmal alle her? In ganz Jordanien keine fünf auf einem Haufen, und hier auf einmal Unmengen. Fahren die nur für Petra hier hin oder was?

Um halb sechs sind wir dann von Petra aufgebrochen, weil wir noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang im Wadi Rum sein wollten, und die Sonne da (wie überall auch) um 19.30h etwa untergeht. Das hätte auch wunderbar geklappt, wenn die Fahrt denn die angegebenen anderthalb Stunden gedauert hätte. Aber wie wir an dem Tag schon gelernt hatten, sind jordanische Zeit-auf-Entfernung-Angaben eher schlecht geschätzt. Um halb 9 waren wir dann im Camp. Im Dunkeln.
Im Camp durften wir dann erstmal unsere Zelte beziehen; die aber nicht -wie erhofft- richtige BeduinenzelteTM waren, sondern stinknormale, wenn auch geräumige 2- bis 3-Mann-Zelte. Dann gab es Abendessen, Grillfleisch mit Reis und allem möglichen salatartigen Beilagen. War ganz lecker. Danach gab es dann eine grandiose (*Trommelwirbel*) DJ-Party! Gäste: wir. Musik: billig. Stimmung: gut; es muss einem einfach egal sein, dass die Musik nicht zwangsweise dem eigenen Ästhetikempfinden entspricht; und man auch nicht wirklich tanzen kann.

Für Mitternacht war dann eine Nachtführung durch die Wüste der näheren Umgebung geplant. Allerdings hieß es irgendwann, dass der Guide nicht auftauchen würde; und die Beduinen selber trauen sich nachts nicht in die Wüste. Nach viel telefoniererei ist aber dann doch einer um etwa 1 aufgetaucht, und wir sind durch die Wüste gelatscht. Mit Taschenlampen. Der Guide is auch nur vorne weg gelaufen, ohne etwas zu sagen; und im Grunde sind wir nur 250 m in die Wüste reingelaufen; haben da ne halbe Stunde gesessen und Sterne geguckt; und sind dann wieder zurück.

Addy und ich sind dann um 5.30 aufgestanden (nachdem wir noch bis kurz nach vier gelabert hatten), um den Sonnenaufgang zu sehen. Das war zwar verdammt früh, hat sich aber durchaus gelohnt. Es is ziemlich ergreifend, wenn irgendwann der erste Lichtstrahl über die Berge blitzt.
Der ganze Spass hat bis sieben gedauert; dann haben wir uns nochmal bis 9 hingelegt, um dank der Hitze schweißgebadet aufzuwachen.
Nach dem Frühstück (das dem Abendessen verdächtig ähnlich sah) sind wir dann direkt zu ner Jeeptour durch die Wüste aufgebrochen. Unser Platz war auf Bänken hinten auf den Pickups. Neben dem unumgänglichen Dünengeheize (macht ordentlich Bock) haben wir noch ein paar „Sehenswürdigkeiten“ der Wüste angeguckt; zum Beispiel eine uralte Karte der Gegend.
Ein Zwischenstop war bei einem Beduinenzelt, um Tee zu trinken. Vor dem Zelt war eine ziemlich hohe Düne; und die Beduinen haben einen Wettbewerb angezettelt, wer es als erster hochschaffen würde. Herausforderungen mag ich ja nun recht gern; also war ich fröhlich mit dabei. Hab auch gewonnen, allerdings fand mein Kreislauf das nicht ganz so witzig, woraufhin wir unsere Pause um etwa 10 Minuten ausdehen mussten, bis ich mich wieder gefangen hatte. Den Rest der Tour bin ich dann mit Yousefs Beduinentuch um den Kopf rumgelaufen, um den Staub aus meiner Lunge rauszuhalten.

Wieder zurück, konnten wir quasi von den Jeeps direkt auf Kamele umsteigen, um nochmal fröhlich durch die Wüste zu reiten. Ich bin schonmal in der Mongolei ein Kamel geritten und wusste, dass das ne ganz spaßige Angelegenheit ist; auch wenn die Tiere einen eher dulden als gehorchen und im Grunde machen, was sie grad wollen. Fressen zum Beispiel. Die Kamele haben so ziemlich an jedem Grasbüschel angehalten, um einen Snack einzunehmen. Anfangs wurden wurden wir noch geführt, aber nach ein paar Minuten hat mein Kameltreiber (hehe) mir die Zügel in die Hand gegeben; und die anderen durften dann auch nach und nach.
Eine Stunde Kamelreiten ist allerdings für weiche Europäerhintern doch recht anstrengend, und wir waren froh, als wir absteigen konnten. Hinterknochen und Oberschenkel taten dann erstmal etwas weh (und am nächsten Tag noch etwas mehr).
Nach der Kameltour gabs dann fast direkt Mittagessen (welches dem Abendessen verdächtig ähnlich sah), und danach hatten wir noch knapp zwei Stunden Zeit bis zur Abreise.

Gut ein Drittel von uns hat sich dann überlegt, dass man diese Zeit ja fröhlich damit verbringen könnte, auf die umliegenden Berge bzw. Felsen zu klettern. Onkel Mo natürlich vorne mit dabei; bin ja schließlich nicht zum rumhängen in der Wüste.
Erstmal auf den kleinen Fels gegenüber des Camps geklettert; ging schnell, und man hatte ne ganz nette Aussicht. „Ganz nett“ reicht aber nicht, also direkt mal auf den nächsthöheren Felsen dahinter. Hat was länger gedauert, sich aber auch gut gelohnt. Oben nach einiger Zeit dann folgender Dialog:
Jonas: „How much time do we have left?“
Mo: „One and a half hours.“
Beide gucken wir auf den großen (grooooßen) Fels vor uns.
Jonas: „Are you thinking what I am thinking?“

Der Fels war deutlich schwieriger zu besteigen; man musste stellenweise wirklich klettern. Dies Aussicht, die sich einem oben dann bot, hat sich allerdings deutlich gelohnt. Definitv einer der besten Anblicke in meinem Leben; kann durchaus mit dem Berg in der Gobi konkurrieren. Es fehlen einfach die Worte, um das zu beschreiben. Aber wofür gibt’s denn Bilder 😉 . Hab da so ein paar gemacht.

[Apropos Bilder: ich würde gerne ein paar zeigen, aber die Internetanbindung ist hier wie gesagt eher mager, und Sachen hochladen ist momentan kaum drin. Kommen irgendwann; notfalls wenn ich zuhause bin (was in 10 Tagen der Fall sein wird).]

Wir waren dann pünktlich zur Abfahrt wieder im Camp, und nach 5 Stunden „Habibi“ dann auch wieder in Amman.

Ansonsten ist hier seitdem nichts bedeutsames geschehen, was ich nicht schon eingangs erwähnt hätte.
Ich hoff einfach mal, dass es nicht so lange dauern wird, bis ich wieder was schreiben kann.