Gestern abend haben wir uns eine Pause vom üblichen Karnevalsrhythmus (mittags irgendwas zusammen machen, dann zwischenzeitlich nach Hause und abends wieder auf die Piste) gegönnt und waren im WOKI.
Das WOKI ist immer noch einer meiner liebsten Plätze in Bonn, insbesondere der große Saal mit seinen tiefen roten Plüschsesseln mit Unmengen Beinfreiheit, den Flaschenhaltern davor und mit der gemütlichen Beleuchtung mit den Fluggänsen auf der Seite.



Nur der reimende Eisverkäufer, der sonst immer nach dem Lagnese-Spot kommt, war gestern nicht da. Das dürfte aber am völligen Fehlen des Werbe- und Vorschaublocks gelegen haben.
 
Waltz with Bashir ist ein großartiger Film. Nicht schön -ganz und gar nicht- aber großartig. Ich kenne wenige Filme, die so eindringlich sind und mich so mitgenommen haben. Falls jemand nicht weiß, worum es geht (die Möglichkeit besteht ja durchaus): es ist ein israelischer Zeichentrickfilm, in dem ein Mann, der als 19-jähriger im Libanon-Krieg gedient hat, feststellt, dass er sich nicht an den Krieg erinnern kann und versucht, diese Erinnerungen „wiederzufinden“, in dem er Leute aufsucht, die mit ihm im Krieg waren.
 
[Da ich selber Filme gerne „jungfräulich“ sehen, hier die Warnung, dass ich im Folgenden das Ende verraten werde (was zwar nicht überraschend wie bei Fight Club oder Sixth Sense is, aber man will ja trotzdem nicht immer alles wissen). Wer das nicht vorweggenommen haben möchte, lese bitte nicht den nächsten Absatz.]

 
Im Laufe des Films erwachen immer mehr Erinnerungen, und mit jeder Erinnerung werden die Bilder bzw. das, was gezeigt wird, intensiver. Er hat von Anfang an die schwammige Erinnerung, dass er in der Nähe war, als das Massaker von Sabra und Schatila passiert ist. Gegen Ende wird immer deutlicher, wie nahe er daran (wenn auch nicht direkt beteiligt) war, und als am Schluss die gesamte Erinnerung wiederkommt, wechselt der Film auf Realbild. Grausames, unzensiertes Realbild. Man sieht die schreienden Frauen, die ihre Männer und Kinder beklagen. Man sieht die Männer, auf Haufen liegend. Und man sieht im letzten Bild den toten, geschundenen Körper eines Kindes.
 
 
Alle Zuschauer haben das Kino in völliger Stille verlassen. Es waren zwar nur 20 Leute, was der Tatsache, dass ein nicht-gerade-spassfördernder Film in der Spätvorstellung (23.15h) am Karnevalssonntag nicht unbedingt ein großes Publikum anspricht wird, geschuldet sein dürfte, aber ich habe den Eindruck, dass es auch bei einem vollen Kino nicht anders gewesen wäre. Auch die ersten Minuten nach Verlassen des Kinos fand Konversation erstmal eher einsilbig statt.
 
Ich kann wirklich nur jedem Empfehlen, diesen Film zu sehen. Nur sollte man danach nicht feiern wollen.