Juli 2009


Sobald ich das hier geschrieben habe, werde ich aufbrechen, um zusammen mit meinen Rovern mit riesigen Rucksäcken auf dem Rücken zwei Wochen durch den Spessart zu wandern.
Der vollständige Plan: Gleich mit dem Zug nach Aschaffenburg fahren, bei den dortigen Pfadfindern eine Nacht in deren Hütte übernachten (vielen Dank dafür nochmal), morgen früh dann nach Osten aufbrechen, und in spätestens 14 Tagen wieder hierhin zurück fahren. Was dazwischen passiert: mal schaun. Ich freu mich jedenfalls drauf, morgens nicht zu wissen, wo wir abends schlafen werden, irgendwo bleiben zu können, wo es uns gerade gefällt und generell zwei Wochen draußen zu sein.

Ich werde ausgiebig Tagebuch führen und das nachher hierhin abschreiben. Natürlich.

Ich gehe davon aus, dass wir in den seltensten Fällen an Steckdosen, die zu unserer Verfügung stehen, vorbeikommen werden, daher wird mein Handy die meiste Zeit aus sein. Wenn man mich trotzdem dringend erreichen muss: ich werd’s abends zwischen 18.30h und 20h wohl anmachen. Dass ich dann Netz haben werde, kann ich allerdings nicht versprechen 🙂 .

Bis in zwei Wochen dann.

So ein Anzug eignet sich ja schon sehr gut zum Tanzen.

Reisen gehört eindeutig zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.

Dafür zu Packen hingegen weniger.

Ich kann durchaus als werberesistent bezeichnet werden. Man könnte sogar soweit gehen und das Wort werberepulsiv erfinden, um meine Einstellung zu Werbung zu bezeichnen. Im Normalfall stößt sie mich nämlich ab.

Ein ganz besonderer Art von Grauen verursacht mir dabei Wahlwerbung, insbesondere Wahlplakate. Was da für hohle, nichtssagende, austauschbare Floskeln an jeden zweiten Baum getackert werden, direkt unter das Konterfei von irgendeinem Politiker (als wenn das für mich irgendeine Relevanz hätte, wie die Person aussieht, die ich wähle), löst bei mir eigentlich nur Kopfschütteln aus.

Hin und wieder taugen diese Plakate aber auch für eine Art unfreiwilligen Humor. Bisher unangefochtener König ist dabei das aktuelle Wahlplakat des Bürgermeisterkandidaten der SPD Sankt Augustin. Leider habe ich verpeilt, vor meinem Urlaub Fotos davon zu machen, deswegen muss hier (erstmal) eine Beschreibung reichen.
Zuallererstmal ist der der Schriftzug an sich sehr aussagefern: Marc Knülle – Der macht das!
Natürlich. Was auch immer „das“ sein soll. So weit, so Standard.

Zu einem wirklich abstrusen Kunstwerk wird das Plakat dann aber durch das in seiner Skurrilität kaum zu übertreffenden Bild. Hier hat man sich nicht damit begnügt, einfach die austauschbare Politikervisage* abzudrucken, wie bei jedem anderen solchen Plakat, sondern man hat seine Nähe zu allen Bürgern anscheinend visuell unterstreichen wollen. Deswegen hat er ein Kind auf dem Arm, während er einem Schwarzen die Hand schüttelt (ja, auch für die Ausländer ausländischen Mitbürger Migranten Mitbürger mit Migrationshintergrund macht der das) und ein kleines Ömchen ihm am Unterarm baumelt und ihn anhimmelt, als wäre er Jesus persönlich. Dazu grinst er in die Kamera, was mir wahrscheinlich signalisieren soll, dass er auch für mich da ist das macht.
Tatsächlich lese ich daraus, dass es ihm völlig egal ist, wem er da gerade die Hand schüttelt, jedenfalls nicht wichtig genug, um die Person dabei anzuschauen, und Ömchen gerne weiterhimmeln kann, solange sie nicht lästig wird. Das Kind auf dem Arm scheint allerdings ganz nützlich zu sein, schließlich hält es ihm das Handy ans Ohr(!) und trägt seine Aktenmappe (er telefoniert also auch gleichzeitig, sehr höflich).
 
 
Mir stellt sich bei sowas die Frage, wer da wie viel von welchem Pulver inhaliert haben muss, um sich das auszudenken, für gut zu befinden, es umzusetzen (ohne dabei von Lach- oder Brechkrämpfen geplagt zu werden) und das auch noch aufzuhängen.
 
 
Der macht das!
 
 
Nachtrag: Ich war heute in Sankt Augustin unterwegs und hab die Gelegenheit genutzt, diese Perle der Lichtbildkunst visuell festzuhalten:

Whalplakat Knuelle

 
Abschließend sei noch zu sagen, dass auch der Name des guten Herren für humoristische Zwecke herangezogen werden könnte (für nicht-Rheinländer: „knülle“ ist ein -nicht mehr ganz geläufiger- Ausdruck für einen Zustand, in dem man durch Alkoholinduzierung in Reaktions- und Artikulationsfähigkeit deutlich eingeschränkt ist); aber sich über Namen lustig zu machen ist etwas für Kleingeister.

„Von meinem Fußboden kannst du essen. Da wirst du sogar satt bei.“

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