Wir waren auf dem Rückweg vom IKEA. Zum zweiten Mal diese Woche, wie das schonmal passiert, wenn man an einem Tag hinfährt und zuhause beim Aufbau feststellt, dass man ein wichtiges Kleinteil vergessen hat. (Nebenbei: um kurz vor 8 unter der Woche im IKEA zu sein ist super. Dann ist der Laden ungefähr so leer wie ein Karnevalsgeschäft an Aschermittwoch).

Ich bog von der B9 ab, in die Rheinallee und dann auf die Straße, die hinter der Museumsmeile parallel zur Bahntrasse verläuft. Diese Straße ist viel angenehmer zu fahren, weil da wesentlich weniger los ist als auf der Bundesstraße, auf der man zwar 70 fahren dürfte, es aber selten kann, weil sie vollgestopft ist mit Ampeln und Autofahrern, die nicht ganz verstanden haben wie das mit Verkehr funktioniert. Ein Mitglied dieser Personengruppe schien sich allerdings gerade vor mir dafür entschieden zu haben, auch diesen Weg einzuschlagen. Er schlich förmlich um die Kurve, und ich jubelte schon innerlich, anscheinend hinter einem Rentner herjückeln zu dürfen. Die Karre passte dazu.

Die Rentnertheorie revidierte ich ziemlich bald darauf und ersetzte sie durch ein großes Fragezeichen. Die Person fing nämlich an, gemächlich zur linken Straßenseite rüberzufahren und dort zu bleiben. Wir fragten uns, ob er der Meinung wäre, noch auf der B9 zu sein und zwei Fahrspuren zur Verfügung zu haben oder vielleicht auf der Such nach einem Parkplatz wäre (was zum langsamen Tempo gepasst hätte). Was macht der da? Nachdem er keinerlei Anstalten machte, wieder auf die ihm zugedachte Spur zu wechseln, gab ich einmal Lichthupe, woraufhin er wieder nach rechts fuhr. Dort aber nicht lange blieb.
Das Spiel wiederholte sich zweimal, bis nach einiger Zeit an einer Ampel Gegenverkehr kam. Auf dessen Spur er sich wieder befand.
Ich stellte mich (mit großzügigem Sicherheitsabstand) auf die Hupe, woraufhin er laaangsam wieder nach recht fuhr, und der Gegenverkehr mit einer Vollbremsung einen Kontakt der etwas ungesunderen Art vermeiden konnte. Hätte ich nicht gehupt, hätte es geknallt.
Anscheinend war der nicht wirklich nüchtern.
Als die Person danach wieder rüberdriftete wurde es uns zu bunt, und wir riefen die Polizei an. Ich bin zwar kein Freund davon, wenn jemand jeden kleinen Fehltritt oder Regelmissachtung direkt „meldet“, aber das hier konnten wir nicht mehr verantworten. Diese Person musste aus dem Verkehr gezogen werden, im wahrsten Sinne des Wortes. Auch wenn wir an der nächsten Ecke hätten abbiegen müssen, fuhren wir also hinter ihm her und teilten dem netten Beamten am Telefon fortwährend mit, wo wir sind.

Ich habe jemanden verfolgt.

Nach knapp 5 Minuten (gut, wenn man sich in der Gegend auskennt und genau beschreiben kann, auf welcher Straße man in welche Richtung fährt) schwenkten an einer Kreuzung zwei Wagen hinter uns ein. Der Kerl fuhr zwar nicht mehr in den Gegenverkehr, aber immer noch seehr gemächlich. Als er dann in die nächste Seitenstraße abbiegen wollte und das in einem Tempo tat, dass er ohne weiteres auch hätte festrosten können, wurden wir nach unserem Kennzeichen gefragt, und als wir es durchgaben, ging hinter uns das Blaulicht von den beiden Streifenwagen an, sie bogen ab und hielten ihn nach 20m an.
Wir sollten dann in der Nähe warten, und nach 5 Minuten bekamen wir einen Anruf, dass wir nicht mehr gebraucht würden. Was mit dem Kerl jetzt war, wurde uns leider nicht verraten.

Man macht sich dann schon Gedanken, ob man gerade nicht zu unrecht jemanden denunziert hat. Ob da überhaupt was war. Oder ob es überhaupt richtig und nötig war anzurufen, schließlich ist danach ja nicht mehr passiert, und es sah aus, als ob er gerade in seine Heimatstraße eingebogen wäre.
Allerdings war es meines Erachtens nach viel zu wahrscheinlich, dass er doch noch gegen irgendwas oder irgendjemand fährt, und daher bin ich der Meinung, dass wir das richtige getan haben.
Nur würde ich wirklich gerne wissen, was war.