Kontextfrei


Im Transregio.
„Bitte von den offenen Türen zurücktreten, sonst besteht die Gefahr des Festrostens.“

Der Geruch von frischem, trockenen Laub, Haselnüssen und Holzöfen in der Luft; neblige Morgende, die zu sonnigen, milden Tagen werden, welche später Platz für Abende voller frischer, kühler Luft machen:
Ich mag diese Zeit, in der der Sommer noch nachklingt und der Herbst sich langsam näher tastet.

„Ach ja, das war die Feier, nach der ich neu streichen musste.“

Dieses unangenehme Gefühl, wenn sich eine langsam heranschleichende Erkältung durch ein leises, aber konstantes Brennen in der Nase und leichten Druck in den Stirnhöhlen bemerkbar macht.

Ich habe eben auf dem Heimweg bei den großen Altpapiercontainern einen Zwischenstop eingelegt, um das zu tun, was man an Altpapiercontainern zweckgemäß macht.
Als ich den ersten Karton in sein metallisches Grab beförderte, bot sich mir dieser grauenhafte Anblick:


Büchermord

Eine unglaubliche Freveltat!
Von ganz oben auf diesem Büchermassengrab blickte mich Tolstois Krieg und Frieden an, ein Buch, dass schon lange auf meiner muss-ich-mal-lesen-Liste steht. Und direkt daneben Shakespeares Werke. Auch nicht zu verachten.
Wie kann man nur solche Bücher wegschmeißen? Das konnte ich nicht mit ansehen. Also habe ich kurzerhand einen Arm in den Müllcontainer gesteckt (in der Hoffnung, dass niemand zuguckt) und zumindest diese beiden Bücher vor dem unwürdigen Tod gerettet, auf dass sie in meinem Regal ein neues und würdiges Zuhause finden.
 
Eine plausible Erklärung, warum diese Sammlung ein so unrühmliches Ende gefunden hat, kann ich allerdings liefern. Auswahl und Alter der Bücher lassen auf eine Situation vom Schlage „Opa ist gestorben, und jetzt müssen wir die Wohnung ausräumen“ schließen.
Trotzdem blutet bei so einem Anblick mein Herz, und gibt es durchaus bessere Wege, eine Büchersammlung loszuwerden, als diesen hier.
 

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