Momentaufnahmen


Der Godesberger Weihnachtsmarkt öffnet seit heute etwas zögerlich seine Pforten.
 
Leider geht das nicht einher mit einem Duft von Glühwein und Lebkuchen, der zart durch die Straßen schmeichelt, sondern (dank zwei oder drei bestimmter Futterbuden) eher mit einer Decke aus altem Bratfett, die sich über die Fußgängerzone legt und alles andere an den Rand drängt.

Der Geruch von frisch gemähtem Gras.

Der zukünftige Bräutigam zum Trauzeugen:
„Wenn du schon lieber zu Ignite auf das Hurricane fährst anstatt zu meiner Hochzeit zu kommen:
Nimm mich mit!!“

Man trifft sich am Tag nach der Einweihungsfeier, um die drei Minuten Halbruhm eines unserer Protagonisten geminsam bestaunen zu können.
Man ist durch die Bank mehr oder weniger verkatert, der Magen ist auch noch recht säuerlich. War wohl doch etwas zu viel Wodka-Brause, Tequila und Käse-Lauch-Suppe.
Vorher hat man den großen Teil des Tages verschlafen in der eigenen Wohnung rumhängend verbracht, nachdem man am Morgen durch fiesen Schneematsch nach Hause stapfen durfte.
 
In der Wartezeit auf etwas, das sich selber für Wissenschaftsfernsehen hält (seine Zuschauer aber nicht für wissenschaftsfernsehengeeignet) schaut man noch eine Folge Knight Rider im Originalton. Man stellt fest, dass man der Handlung nicht ganz folgen kann, aber dass das in Ordnung ist, weil man das eigentlich nie wirklich konnte. Damals.
 
Der Primatenfernsehbeitrag ist besser als angenommen; zwar informationskarg, aber auch nicht faktisch falsch.
 
Man hängt viel zu sehr in den Seilen, um nach Hause zu gehen. Zusammen ist das auch irgendwie fast gemütlich.
„Wir könnten nen Film gucken.“
„Super Plan. Ich wäre für etwas völlig anspruchsloses.“
„Ja, bitte.“
 
Man entscheidet sich für 21, einen nicht überragenden, aber brauchbaren Film, der Informatiker-/Mathematikerseelen nicht zu schlimm quält. Popcorn-Kino.
Inzwischen kommt auch die Pizza, die man vor anderthalb Stunden bestellt hat.
Beim ersten Stück merkt man schon die Magensäure. Egal. Es schmeckt gut und man hat Hunger.
 
Während des Films kommt immer wieder Fanpost per Mobilfunk.
 
Nach dem Film ist man immer noch nicht willens, sich aus dem Sessel zu erheben, und hängt gemeinsam rum.
 
Nadine: „Mo, Martin, habt ihr mir Bücher mitgebracht?“
Mo, Martin: „Äh, nein.“
Mo: „Wollte ich das?“
Martin: „Ja, wir haben uns gestern drüber unterhalten. Erinner‘ ich mich dunkel dran.“
Mo: „Hmmmmmm. Jetzt, wo du’s sagst…“
Martin: „Entschuldige, wenn ich das so frage, Nadine, aber: was wollte ich dir mitbringen?“
Nadine: „Ich weiß es nicht mehr.“
Mo: „Ich auch nicht.“
Martin: „Hm.“
Nadine: „Hm.“
Mo: „Hm.“
 
 
„Wir könnten noch eine Folge Big Bang Theory gucken.“
„Guter Plan.“
 
 
Irgendwann muss man sich dann doch aufraffen, nach Hause zu gehen.
Zusammen verkatert sein potenziert zwar die Trägheit, macht sie aber angenehmer.

Ich liebe Schnee.
Ich liebe das Knirschen unter den Schuhen.
Ich liebe die Stille, wenn die weiße Decke jeden Schall dämpft.
Ich liebe das leise Rieseln, das die fallenden Flocken verursachen.
Ich liebe das Schattenspiel der tanzenden Schneeflocken im Laternenlicht.
Ich liebe das Aussehen, das die Welt annimmt, wenn sie in Weiß eingepackt ist.
 

SchneeeeSchneeee
SchneeeeSchneeee

 
Momentan schneit es in Bonn. Offensichtlich.
Für andere Teile Deutschlands mag das nicht so etwas besonderes sein; hier ist es nicht so häufig. Und in wenigen Tagen, wenn nicht schon morgen Mittag, wird das meiste wieder weg sein. Leider.

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