Damien Rice schafft es tatsächlich, in einer Halle wie dem Palladium so etwas wie eine intime Atmosphäre zu schaffen. Er schafft es, bei einem Lied wie „Eskimo“ an den Bühnenrand zu gehen, ohne Mikro zu singen, und damit zu erreichen, dass 4000 Mann muckmäuschenstill sind, nur um dann beim Refrain mitzusingen (nicht: grölen). Andächtig. Nah. Persönlich.
Er hat nur eine Ansage zu einem Lied gemacht, da aber nen halben Roman erzählt, dass das Lied darum geht, dass man sich ständig den Erwartungen der Anderen entsprechend verhält, und nicht das tut, was man will, und auf einmal ist man 10 Jahre älter, und ist immer noch nicht die Person, die man sein will, die man mit 12 war, als man noch „nein“ gesagt hat, wenn man „nein“ sagen wollte, und einfach weggegangen ist, wenn man nicht mit wem reden wollte, und jetzt hat man gelernt „ja“ zu sagen, wenn man es gar nicht meint. Und „Klar, würde ich gerne machen“ usw. „And then you fucking die.“
Das folgende „Coconut Skins“ ist dann irgendwann zu ner Percussion-Session ausgeartet, um irgendwann in Samba überzugehen, um dann Reggae zu werden und sich wieder im eigentlichen Lied zu fangen.
Er hat auch einige (großartige) Lieder gespielt, die ich noch gar nicht kannte (und dem Schweigen nach zu urteilen, der Rest der Halle auch nicht).
Höhepunkt des Abends war für mich, als er vom Schluß von „The Blowers Daughter“ auf einmal fließend zu „Creep“ (ja, von Radiohead) wechselte. Wenn einer das darf, dann der 😉
Ich hab immer noch nen ganzen Haufen Ohrwürmer.
Vorband waren die Magic Numbers, die der Marius mit „ein dicker Mann und eine dicke Frau, die Hippiemusik machen“ umschrieb. Waren ausgesprochen gut. Bestehen aus klassisch Gitarre, Bass und Schlagzeug, und haben dazu noch eine Person dabei, die alle möglichen Instrumente spielt, vom Keyboard, über son Holzrythmusklopfdingens, Tambourin, Glockenspiel bis hin zur Disney-Flöte. Ich weiß nicht wie das Instrument wirklich heißt, is halt so ne Flöte mit ner Klaviatur. Sieht zwar nicht wirklich aus wie die Spielzeuginstrumente von Disney, klingt aber genauso.
Wie der werte Herr Rice sagte: „It’s impossible to listen to them and to not tap your feet or put a smile on your face.“
Geiles Konzert.
[Edit: gibt zwei kurze YouTube-Videos von dem Konzert: Eskimo und Blower’s Daughter, leider aber ohne den Creep-Teil]
[Edit2: inzwischen gibts sogar noch mehr Videos; u.a. einmal den kompletten Roman von oben inkl. Coconut Skins und Jam Session]
Ich werde es übrigens wohl nie verstehen, warum Leute bei Konzerten mitten im Lied anfangen zu jubeln, als wäre es vorbei. Das is irgendwie wie nicht-ausreden-lassen.