13 Nov 2009 0:03
Vor zweieinhalb Jahren habe ich mich in einem Beitrag über eine Telefonodyssee, die aus einem Stromanbieterwechsel von Yello zu eprimo und folgenden falschen Rechnungen entstand, ausgelassen. Dabei habe ich den Begriff „Servicewüste Deutschland“ verwendet, einen Ausdruck, den ich zwar eigentlich nicht leiden kann, welcher da aber wie die Faust aufs Auge gepasst hat.
Dieser Beitrag ist mit Abstand der meistgelesene in meinem Blog; fast täglich landet da jemand drauf. Es reicht inzwischen aus, nach „eprimo“ und „Problem“ oder „Ärger“ zu googlen. [Das Eis mit Windpocken ist dank der Bildersuche knapp dahinter]
Da ich diesen Begriff aber nunmal überhaupt nicht leiden kann, habe ich mich entschieden, hin und wieder über Oasen in dieser Wüste zu schreiben: Orte, an denen man im Normalfall ausnehmend freundlich behandelt wird und auch mal Dinge tut, die eben nicht der Vorschrift entsprechen oder in den eigenen Zuständigkeitsbereich fallen.
Den Anfang macht das Finanzamt Bonn-Außenstadt.
Wir haben dieses Jahr bei der Steuer einen recht hohen Betrag nachzahlen dürfen (anstatt wie im Vorjahr etwas wiederzubekommen), etwas, das übrigens jedem zusammen veranlagten Paar blüht, das Steuerklasse III und V hat und bei denen die Gehälter weit auseinanderliegen (z.B. wenn einer von beiden noch in der Ausbildung oider im Studium steckt). Dazu bekamen wir dann einen Vorauszahlungsbescheid, der uns mitteilte, dass der Staat gerne im kommenden Jahr (also jetzt) etwa den zweieinhalbfachen Betrag der Nachzahlung im Voraus hätte. Ein so nicht unbedingt wünschenswerter Umstand.
Ich habe dann einfach mal beim Finanzamt angerufen, um in Erfahrung zu bringen, ob man daran was machen kann und wenn ja, welche seelenraubenden Formulare man dafür ausfüllen muss.
Wenn man dort anruft, wird man unverzüglich von Warteschleifenmusik begrüßt. Aber bevor ich mich meine aufkeimenden Befürchtungen eines Horrorkundenmenüs geistig ausformulieren konnte, ging auch schon jemand dran. Jemand freundliches, dem ich meinen Namen mitteilte sowie worum es ging, und die mich dann zur zuständigen Person für meinen Bezirk weiterleitete. Die Warteschleife dauerte ungefähr 5-10 Sekunden, da ging auch schon eine weitere freundliche Person dran, die nach meiner Steuernummer fragte, und nachdem ich mein Anliegen vorgetragen hatte, mich zur Person weiterleitete, die für Abrechungsfragen zuständig ist.
Diesmal dauerte die Warteschleife ein bisschen länger (trotzdem unter einer Minute), was aber wohl daran lag, dass die vorherige Person meinen jetzigen, jungen und freundlichen Gesprächspartner schon in Kenntnis gesetzt hatte. Jedenfalls wusste er schon, worum es geht und hatte meine Akte anscheinend schon offen. Es stellte sich heraus, dass die Vorauszahlung so hoch ist, weil ich im Jahr 2008 eine selbständige Nebentätigkeit hatte (einen Lehrauftrag), und die Freibeträge bei der Vorauszahlung nicht einberechnet werden. Wenn ich das jetzt aber nicht mehr mache (was der Fall ist), brauche ich auch keine Vorauszahlungen in der Höhe mehr zu leisten.
„Das ist ja schonmal sehr gut. Was muss ich denn jetzt machen, um die Änderung zu beantragen, bzw. wo finde ich die Formulare dazu?“
„Brauchen sie nicht. Ich habe das gerade mal durchgerechnet; die Summe für Dezember wird dann auf Null gesetzt und für die restlichen Quartale auf XXX (wenig) Euro. Der Bescheid mit den Änderungen kommt dann per Post.“
So stelle ich mir guten Kundendienst vor. Das ganze hat keine 5 Minuten gedauert, ich habe mit ausschließlich freundlichen Menschen gesprochen, und die Lösung war schnell, unkompliziert und unbürokratisch.
Und ein Finanzamt ist der letzte Ort, den ich mit den Worten „freundlich“, „schnell“ und „unbürokratisch“ assoziiere.
November 13th, 2009 at 11:52
Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, würde mich aber nicht wundern, wenn es doch nicht so einfach sein wird. Da könnte durchaus bald noch Post zu dir kommen, in der das dann doch nicht ganz genau so stehen wird… 😉
November 13th, 2009 at 22:49
Toll!