28 Nov. 2009 15:43
VerteidigungsArbeitsminister Franz-Josef Jung ist gestern also abgesägt worden zurückgetreten. Zwar nicht von dem Posten, auf dem er seinen Mist verbockt hat, aber immerhin. Einen Job gegen die Wand setzen und danach an anderer Stelle unbeschadet weiterzumachen, ist ja auch etwas, das üblicherweise Managern vorbehalten ist. Jedenfalls, ohne ein paar Jahre dazwischen warten zu müssen.
Mich erfüllt diese Meldung mit tiefer Genugtuung.
In den letzten vier Jahren ist er hauptsächlich durch ein -gelinde gesagt- gespanntes Verhältnis zum Grundgesetz aufgefallen. Das ist bei jedem Minister bedenklich, bei einem Verteidigungsminister aber besonders. Den Einsatz der Bundeswehr im Inneren hat er nicht nur immer stark befürwortet, sondern immer nach Tricks und Täuschungen gesucht, um das im kleinen auch einfach an der Verfassung (und dem Bundestag) vorbei zu tun, zum Beispiel zur Überwachung von Demonstranten beim G8-Gipfel in Heiligendamm.
Den Vogel abgeschossen hat er aber mit seinen Äußerungen zum Luftsicherheitsgesetz bzw. der Tatsache, dass eben jenes vom Bundesverfassungsgericht klar und deutlich einkassiert wurde. Er meinte, dass er (trotz gerichtlich festgestellter Verfassungswidrigkeit) den Befehl geben würde, ein entführtes Passagierflugzeug abzuschießen, falls es drohte, (9-11-mäßig) als Waffe bzw. „fliegende Bombe“ eingesetzt zu werden. Und berief sich dabei auf einen „übergesetzlichen Notstand„, ein juristisch völliger Unsinn.
Ein Minister, der ankündigt, die Verfassung zu brechen, ist nicht tragbar und hätte damals schon unverzüglich abgesetzt werden müssen.
Der schlimmste Satz aus Jungs Amtszeit (und natürlich im Zusammenhang mit dem „Abschussbefehl“ gefallen) ist dieser:
Aber wenn es eine gemeine Gefahr ist oder die Gefährdung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, dann gelten andere Regeln.
Leider ist er bei weitem nicht der einzige höherrangige Politiker, der noch verstehen muss, dass man die freiheitlich-demokratische Grundordnung nicht schützen kann, indem man sie abschafft.